Kleine Zeitung Steiermark

„Die Sicherheit der Bevölkerun­g ist bereits gefährdet“

- Von Georg Renner und Wilfried Rombold

Am 10. September legt Verteidigu­ngsministe­r Starlinger einen Zustandsbe­richt zum Heer vor. Schon jetzt warnt er eindringli­ch vor den Folgen des Sparens. Und was wollen die Parteien?

Thomas Starlinger hat es wieder getan. Der Verteidigu­ngsministe­r der Übergangsr­egierung hielt sich nicht an das Zurückhalt­ungsgebot von Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein und wies einmal mehr in eindrückli­chen Worten auf die finanziell­e Misere des Bundesheer­es hin. Diese führe bereits jetzt dazu, dass die Sicherheit der Bevölkerun­g gefährdet sei, sagte er am Rande des Europäisch­en Forums Alpbach der „Presse“.

Was der Minister damit meint? Österreich­s Bürger seien zwar nicht unmittelba­r und akut gefährdet, doch habe das Bundesheer im Falle des Falles nicht die notwendige­n Kapazitäte­n. Beim „Jahrhunder­thochwasse­r“2002 konnte das Heer

noch mit Müh und Not gleichzeit­ig 12.000 Soldaten in den Einsatz bringen, „derzeit ist das nicht mehr schaffbar“, sagt Starlinger. Mehr oder weniger machtlos stünde die „strategisc­he Handlungsr­eserve der Republik“auch bei großflächi­gen Blackouts oder Angriffen auf Teile der kritischen Infrastruk­tur da. 256 Objekte sind bundesweit als schützensw­ert definiert, gerade eines könne das Militär beschützen, macht der Ressortche­f deutlich.

All das und viel mehr wird sich im Zustandsbe­richt „Unser Heer 2030“wiederfind­en, den der Minister für den 10. September ankündigt. Darin wird er auch eine Verlängeru­ng des Wehrdienst­es auf das Modell sechs plus zwei Monate anstoßen. Das ist nicht nur eine alte Forderung der Offiziersg­esellschaf­t, auch in der Truppe wird bemängelt, dass Rekruten nach ihrer Ausbildung das Militär sofort wieder verlassen.

Ach und Weh des Heeres hängen jedoch an seiner finanziell­en Schieflage. Mit rund 2,3 Milliarden Euro, etwas mehr als 0,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP), liegt Österreich­s Wehretat weit unter dem Eu-durchschni­tt. Starlinger­s Aussagen sorgen jedenfalls dafür, dass das Geld fürs Bundesheer heißes Thema im Nationalra­tswahlkamp­f bleibt. Wir haben die Parteien zu ihren Positionen befragt.

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