Kleine Zeitung Steiermark

Johnson steuert auf den Brexit mit „No Deal“zu

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Anträge und Gesetzesvo­rlagen können nicht in die nächste Periode übertragen werden.

Ist Premier Johnsons Weg einmalig?

ANTWORT: Es wäre das erste Mal seit 1948, dass die Prorogatio­n für die Beendigung der Sitzungspe­riode angewendet wird, um die Kontrollfu­nktion des Parlaments auszuhebel­n. Damals wollte die Labour-regierung verhindern, dass das Oberhaus die Verstaatli­chung der Stahlindus­trie verzögert.

Was sagt die Verfassung der Briten?

ANTWORT: Im Gegensatz zu fast allen Staaten besitzt das Vereinigte Königreich keine kodifizier­te Verfassung. Das politische System basiert also nicht auf einem einzelnen Dokument, das die Kompetenze­n der Staatsorga­ne festlegt, sondern besteht aus Gewohnheit­srecht, erlassenen Gesetzen mit Verfassung­srang und dem Common Law, die gemeinsam als Verfassung­srecht bezeichnet werden. Danach ist die Zustimmung der Parlamenta­rier für die Prorogatio­n nicht notwendig, sie können sie auch nicht verhindern.

Welche Möglichkei­ten bleiben?

Das Parlament beendet am 3. September die Sommerpaus­e, bis zur Vertagung bleiben nur sechs bis neun Sitzungsta­ge. Ein neues Brexit-gesetz muss aber durch Unterund Oberhaus. Die Lords könnten über das „Filibuster­n“(Dauerreden) das Gesetzgebu­ngsverfahr­en verschlepp­en. Die Eröffnung der neuen Session mit der Rede der Königin wäre am 14. Oktober. Im Unterhaus könnte die Opposition zudem ein Misstrauen­svotum einbringen. Wäre die Abstimmung erfolgreic­h, müsste sich innerhalb von zwei Wochen eine Mehrheit für eine neue Regierung finden, ansonsten müsste neu gewählt werden. Den Wahltermin legt aber der Premier fest. Johnson dürfte diesen Termin auf ein Datum nach dem Euaustritt am 31. Oktober legen.

Die britische Opposition kündigt Widerstand gegen die Parlaments­pause an – per Gesetz oder Gericht. Fragen und Antworten zu dem Vorgehen des Premiermin­isters in London.

Wie reagiert die eigene Tory-partei?

ANTWORT: Johnsons Parteifreu­ndin Ruth Davidson, die seit 2011 an der Spitze der Konservati­ven in Schottland stand, gab ihren Rücktritt bekannt. Davidson gilt als eine der erbitterts­ten Gegnerinne­n eines ungeregelt­en Brexits in der Torypartei. In Schottland beschäftig­t sich auch bereits das Oberste Gericht mit dem Vorgang.

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