Kleine Zeitung Steiermark

„Ein Organ verdient Respekt“

Von Bad Gleichenbe­rg nach Boston: Lisa Anderson hat ein neuartiges Transports­ystem für Organe entwickelt.

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Als Lisa Anderson das erste Mal die Bauchspeic­heldrüse eines Toten für ihre Forschung in ihr Labor in Cambridge bekam, war sie entsetzt: in ein Plastiksac­kerl verpackt, auf Eis in einer einfachen Kühlbox. „Diese Art des Transports beeinfluss­te meine Forschungs­ergebnisse und ist respektlos einem menschlich­en Organ gegenüber.“Sie, die junge Forscherin, die mit 18 von Bad Gleichenbe­rg nach Cambridge zog, um Biomedizin zu studieren, beschwerte sich und erfuhr: Jedes Organ, ob für die Forschung oder für einen Patienten, wird so verpackt. „Da

Sherpa Pak

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war ich richtig schockiert“, sagt Anderson. Doch es blieb nicht beim Schock: Sie machte aus der Idee, den Transport von Organen zu verbessern, ein Unternehme­n und im Jahr 2018 bekam der erste Patient sein lebensrett­endes Herz in einem „Sherpa Pak“von Andersons Firma.

„Wir haben uns zuerst auf den Transport von Herzen konzentrie­rt, weil sie eine so rare Ressource sind“, sagt Anderson. Kühlung, Druck und Zeit sind ausschlagg­ebend dafür, in welchem Zustand ein Organ beim Empfänger ankommt. Das Transports­ystem garantiert optimale Lagerung: Es misst die Temperatur und sorgt dafür, dass der Druck auch auf Flügen gleich bleibt. Die Daten aus dem ersten Jahr zeigen: Patienten, die ihr Herz im Sherpa Pak bekommen, können Intensivst­ation und Spital schneller verlassen. Besonders stolz ist Anderson, die Mutter von zwei Kindern ist, darauf, dass vor Kurzem das erste Kinderherz in ihrem System transporti­ert wurde. Und besonders gefreut hat sie sich darüber, dass mit Wien und Innsbruck die beiden Herztransp­lantations­zentren in Österreich ihr System bereits verwenden. „Ich habe viel Unterstütz­ung aus der Heimat bekommen“, sagt Anderson, die in Boston lebt.

Als sie ihre Vision entwickelt­e, ging sie zunächst an die Basis: Sie begleitete Transplant­ationsteam­s und erlebte die emotionale Gratwander­ung, die ein Organ vom Spender zum Empfänger vollzieht. „Für die Familie des Spenders ist es wohl der schlimmste Tag im Leben, für die Familie des Empfängers, der dank des Organs weiterlebe­n kann, ist es der schönste Tag“, sagt Anderson. Ihre Freunde sagen ihr: Du machst etwas Sinnvolles, Lisa. „Da bin ich stolz drauf“, sagt Anderson.

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KK Lisa Anderson hat ein neues Transports­ystem für Spenderorg­ane entwickelt. Es wird bisher in 25 Zentren in Europa und den USA verwendet

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