Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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Lucrezia Reichlin, geboren in Rom, studierte in Modena und New York. Lehrt Wirtschaft an der London Business School, vorher an der Uni in Brüssel. Ex-aufsichtsr­ätin der Unicredit. 2005–08 Direktorin in der EZB in Frankfurt. Nun als Finanzmini­sterin Italiens im Gespräch.

same proeuropäi­sche Commitment. Das sah man schon bei der Wahl der Eu-ratspräsid­entschaft, wo die Fünf-sterne-bewegung anders als die Lega, nämlich mit dem PD stimmte.

Italien steckt in einer Rezession und im Reformstau. Was ist zu tun?

Wir müssen ein solides mittelfris­tiges Investitio­nsprogramm starten und sind fiskalisch eingeschrä­nkt wegen unserer Verschuldu­ng. Die Frage wird sein, ob man flexibel ist für ein Investitio­nsprogramm für Bildung und Forschung. Sofort muss man das Sozialpake­t angehen, wo es aber unterschie­dliche Pläne gibt. Ich hoffe auf Kompromiss­e, die das Budget nicht zu sehr belasten. Dann sollte Konvergenz und Spielraum für eine Steuerrefo­rm da sein.

Eine Deadline erwartet die Regierung Mitte Oktober, wenn der Budgetentw­urf der Eu-kommission vorzulegen ist. Schon der geplatzten Regierung fehlten dafür 30 Milliarden Euro.

Das wird die Herausford­erung und man muss die 30 Milliarden auf sozial akzeptiert­e Art finden. Mit einem gegen die Bevölkerun­g gerichtete­n Paket ist es fraglich, ob eine Mehrheit hinter der Regierung steht.

Muss die EU bei der Staatsschu­ldenquote, mit 133 Prozent doppelt so hoch wie erlaubt, wegsehen?

Die Schulden sind bei tiefen Zinsen nicht die größte Sorge. Italiens Problem ist Wachstum.

Italiens gefährdete Banken?

Die Großbanken Unicredit und Intesa stehen solide da. Es gibt Probleme mit kleineren Banken, das Bankensyst­em konsolidie­ren muss aber Deutschlan­d ebenso wie Italien.

Kann die Regierung arbeiten oder wird Salvini sie täglich mit dem Migrations­thema treiben?

Die Migration von Libyen erfordert eine europäisch­e Antwort, die von der EU nicht geliefert wurde, was großen Ärger in der Bevölkerun­g geschürt hat. Das ist ein großes Thema, wo die EU Italien beistehen kann.

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WINKLER Lucrezia Reichlin gestern in Alpbach: „Große Ehre für mich, aber es gab noch keinen Anruf aus Rom“

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