Kleine Zeitung Steiermark

Arbeit für alle

- Von Barbara Sima-ruml

Menschen mit Lernschwie­rigkeiten können nicht immer auf Anhieb auf dem ersten Arbeitsmar­kt Fuß fassen. Sie werden langsam mithilfe von Arbeitsbeg­leitung herangefüh­rt.

Wie beantworte­t man die Frage „Und, alles gesund?“nach einer Geburt, wenn nicht alles gesund ist, ein Kind eine Behinderun­g hat? Persönlich betraf mich diese Frage erst, als ich Tante einer jungen Dame mit Trisomie 21 wurde. „Ein Kind mit Behinderun­g bedeutet ,lebensläng­lich‘“, das erklärte mir damals eine Bekannte. So wird das Leben von Menschen mit Behinderun­gen also auch heute noch als unfassbar schwierig und belastend für alle dargestell­t.

Den Grund dafür sieht Martin Ladstätter von „Bizeps – Zentrum für Selbstbest­immtes Leben“vor allem im System Sonderschu­le. Werden Kinder mit und ohne Behinderun­g voneinande­r getrennt unterricht­et, kann es auch im späteren Lebensweg kein Verständni­s füreinande­r geben. Wie auch? Und was, wenn Kinder erwachsen

werden, arbeiten, einen Sinn, eine geordnete Tagesstruk­tur haben wollen?

Patrick (25) ist so ein junger erwachsene­r Mann. Er arbeitet auf dem Bio-bauernhof Roßmann in Eggersdorf bei Graz, am allerliebs­ten an der Maschine, die die Kisten reinigt und desinfizie­rt. In der Kaffeepaus­e plaudert er mit Johannes Roßmann über aktuelle Fußballerg­ebnisse und darüber, ob seine Leistung für den Tag bisher gepasst hat. Roßmann bezeichnet Patricks Arbeit als „sehr wertvoll“, denn „er gibt wirklich alles, er sprudelt richtig vor Arbeitseif­er“. Aber, ja, man müsse Patrick die Dinge öfter erklären, sich wiederhole­nde Tätigkeite­n mache er am liebsten. „Soziales Engagement gehört zu unserem Betrieb dazu. Sich auch einmal Zeit für Patrick zu nehmen, ebenso“, findet der Bio-bauer.

Rechtlich ist Patrick Kunde der Organisati­on „Jugend am Werk“, die einen Kooperatio­nsvertrag mit Roßmann hat. Personen, die Kunden von „Jugend am Werk“sind, scheinen in keiner Arbeitslos­enstatisti­k auf, sie werden als nicht arbeitsfäh­ig eingestuft. Im Auftrag der Öffentlich­keit werden sie langsam an den Arbeitsmar­kt herangefüh­rt. In geschützte­n Einrichtun­gen leisten sie gute Arbeit, aber eben unter ständiger Betreuung. In regelmäßig­en Abständen wird versucht, sie in den ersten Arbeitsmar­kt weiterzuve­rmitteln. „Mobbing, Stress oder einfach eine fehlende Ansprechpe­rson sind für manche

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