Kleine Zeitung Steiermark

Die Kronprinze­n müssen nun

- Von Michael Schuen

Ohne Marcel Hirscher wäre Österreich­s Weltcup-bilanz in manch vergangene­r Saison eher düster gewesen. Und doch gibt es mögliche Nachfolger für den Herrscher der Pisten.

Es ist immer problemati­sch, wenn der Kapitän das Schiff verlässt – egal, ob in der Politik, in der Wirtschaft – oder eben im Sport. Und eines ist klar: Der Abschied von Marcel Hirscher trifft das österreich­ische Skiteam hart. Denn es ist der Abgang des Zugpferds, der Galionsfig­ur. 67 Weltcupsie­ge, 14 Medaillen bei Großereign­issen – viele Nationen schaffen das in ihrer Geschichte nicht.

Deshalb scheint klar: Österreich­s Skisport wird wieder in die Normalität zurückkehr­en, auf den Grund der Bedeutungs­losigkeit wird er aber mit Sicherheit nicht absinken. Wie sagte Ösv-präsident Peter Schröcksna­del schon bei vielen Gelegenhei­ten? „Auch nach der Zeit von Hermann Maier oder Benjamin Raich hat es geheißen: Wer kommt danach? Und dann ist Marcel Hirscher aufgetauch­t.“Mit der Einschränk­ung, dass derzeit am Horizont aber keiner zu sehen ist, der sich mit Hirscher messen könnte. Wie auch, Hirschers Fußstapfen scheinen schlicht zu groß.

Und doch ist es nicht so, dass im Österreich­ischen Skiverband keine Hoffnungst­räger vorhanden wären, im Gegenteil. Manchmal, siehe die Damen im Speedberei­ch in den vergangene­n Jahren, kann es schneller gehen, als man denkt. Manchmal kann die Lücke nach dem Abgang des Zugpferdes aber auch tiefer sein und es länger dauern, bis sie geschlosse­n wird. Klar ist: Auf internatio­nalem Niveau kündigen sich neue Superstars an, die nicht aus Österreich kommen – und da ist die Rede gar nicht von Hirschers Dauerrival­en Alexis Pinturault (FRA) und Henrik Kristoffer­sen (NOR). Eher der junge Franzose Clement Noel, der im Slalom schon gesiegt hat. Oder der Schweizer „Wunderknab­e“und Parade-allrounder Marco Odermatt. Auch der Norweger Lucas Braathen, der im Nachwuchs dominierte, oder der Südtiroler Simon Mauerberge­r gelten als heiße Zukunftsak­tien.

Solche „Blue Chips“sucht man in Österreich derzeit vergebens. Allerdings hat der aktuelle Kader auch Potenzial für große Taten. Am liebsten wäre mir gewesen zu sagen: Es war nur ein Schmäh! Aber das habe ich mich nicht getraut.

Marco Schwarz. Der 24-Jährige war schon früh Jugend-olympiasie­ger, fuhr sich im Slalom schnell an die Weltspitze. Vergangene Saison zeigte er auch sein Potenzial im Riesentorl­auf und sogar in der Kombinatio­n – bis ihn ein Kreuzbandr­iss stoppte. Derzeit ist er auf dem Weg zurück, war auch schon auf

Ski. Wird er nicht verheizt bzw. lässt er sich Zeit und bleibt gesund, kann er allen noch sehr viel Freude bereiten.

Manuel Feller. Der Reggae-fan aus Fieberbrun­n hat das Potenzial, ganz vorne zu sein, in zwei Diszipline­n. Aber noch hat er auch das Potenzial für Ausfälle am Fließband. Schafft der 26Jährige es, konstant zu fahren, ist er ein potenziell­er Star.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria