Status: Es ist kompliziert
Der Beziehungsstatus von SPÖ und ÖVP hat vielfache Wechselfälle erlebt. Politik ist ein hartes Geschäft: Die Konkurrenz wird härter, die Harmonie schwerer.
Wenn sich Ex-politiker zu ihren Nachfolgern äußern, dann ist das bei diesen so beliebt wie ein eingetretener Kaugummi am Schuh: Wer will sich schon mit lästigen Zurechtweisungen aus dem Off herumschlagen, beklatscht noch dazu von der diebisch erfreuten politischen Konkurrenz?
Noch schwieriger wird es, wenn die ungebetenen Ratschläge womöglich ein Quäntchen Wahrheit enthalten. Und das könnte durchaus der Fall sein bei jenen Zeilen, die der sonst meist schweigsame Altlandeshauptmann Voves nun – just am Tag des Neuwahlbeschlusses im Landtag – seinem einstigen Reformpartner Schützenhöfer angedeihen ließ.
Auch wenn man den pathetischen Schlüssen von Voves nicht folgt, dass nun eine weitere Övp-spö-regierung aufgrund fehlender Glaubwürdigkeit unmöglich geworden sei – darauf würde er wohl selbst nicht wetten –, so legt der Rote doch den Finger in eine Wunde: Schützenhöfers Neuwahl-kurs bedeutet einen Stilbruch in der seit 2010 reibungslosen ÖVPSPÖ-ACHSE.
Zwar stimmt die Övp-erzählung, dass es aus der von Michael Schickhofer geführten Regierungsfraktion immer wieder Störmanöver gab, bis hin zur wenig staatsmännischen Bemerkung, die Arbeit würde nur noch „dahinplätschern“. Aber reicht das für den Bruch?
Es geht hier nicht darum, einen „Schuldigen“zu bestimmen. Doch der Fall der rotschwarzen Beziehung im Land zeigt, wie schwer es ist, die immer härter werdende politische Konkurrenz über längere Zeit hinweg als friedliche Kohabitation zu leben.
Theoretisch haben Voves und Schützenhöfer anno 2010 die richtigen Schlüsse gezogen: Das vorher unerträgliche Hickhack schadete dem Land, den Bürgern, dem Ruf der Politik und der Demokratie. Also versuchte man es radikal anders, lebte eine in ganz Österreich ungläubig bestaunte „Zukunftspartnerschaft“und setzte reformerische Glanztaten. Die aber wurden vom Volk abgestraft. Den Lohn streifte die FPÖ ein.
Was also tun? Schützenhöfer und Schickhofer gaben sich zwar nach außen harmonisch, aber die Flitterwochen waren schon am ersten Tag vorbei. Es häuften sich Sticheleien, Reibereien, verdeckte Querschüsse. Wie schlecht es um das Fundament dieser nun auf Eis gelegten Ehe bestellt war, zeigen die jetzt offen zutage tretenden Versuche Schickhofers, gegen den um fast 28 Jahre älteren Schützenhöfer die Karte „Altersdiskriminierung“zu spielen. Es gehe bei der Wahl um „Gestern gegen morgen“– so eine Gehässigkeit würgt sich nicht über Nacht heraus. Dass sie niemanden zu stören scheint, belegt die Verrohung der Politik. ie ÖVP mag jetzt versucht sein, den Voves-zwischenruf zur Bagatelle herabzuspielen: Der EX-LH versuche nur, bei seinen von ihm enttäuschten Roten etwas gutzumachen. Besser wäre es freilich, wenn sich alle Beteiligten ernsthaft prüfen, bevor sie sich neu binden.
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