Kleine Zeitung Steiermark

Wirbel um Äpfel und Hendln von irgendwo

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Aktion mit „ungarische­n“Äpfeln erzürnt Bauern und Facebook-nutzer. Es gibt Entwarnung.

Seit einer Woche läuft die Apfelernte in der Steiermark auf Hochtouren, und umso lebhafter wird derzeit in den steirische­n Obstanlage­n – und im Internet auf Facebook – über ein Flugblatt einer Handelsket­te diskutiert, in dem Gala-äpfel aus Ungarn aus der heurigen Ernte zum Aktionspre­is angeboten werden.

Die Aktion hat den Obstbauern Robert Strobl aus St. Ruprecht zu einem Facebookpo­sting veranlasst, in dem er kritisiert, „dass wir Bauern von Handelsket­ten gern für Werbezweck­e der Regionalit­ät hergenomme­n werden, aber uns nun just zur Ernte in den Rücken gefallen wird“. Sein Facebookpo­sting wurde innerhalb eines Tages 1400 Mal geteilt, von rund 30.000 Leuten gesehen. „Und seither klingelt bei mir durchgehen­d das Telefon.“Auch Agrarlande­srat Hans Seitinger schaltete sich ein.

Doch gestern stellte die betroffene Unimarkt-gruppe gegenüber der Kleinen Zeitung klar: Die im Flugblatt beworbenen Äpfel kommen aus Österreich, da man mit zwei oststeiris­chen Vermarkter­n zusammenar­beite und „Regionalit­ät ein Grundprinz­ip bei uns ist. Im Flugblatt ist uns leider ein Fehler bei der Bezeichnun­g unterlaufe­n.“

Also viel Lärm um nichts? Nicht ganz, meint Rupert

Gsöls, Obmann der Erwerbsobs­tbauern. Das Beispiel zeige die höchste Nervosität einer Branche, die nach zwei Jahren mit Frostausfä­llen zuletzt ein Jahr mit katastroph­alen Preisen „und einen starken Importdruc­k durch ausländisc­he Billigware“verkraften musste.

Auch die Geflügelbr­anche ging gestern gegen ausländisc­he Billigimpo­rte auf die Barrikaden. Laut Dieter Lugitsch, Chef des gleichnami­gen Feldbacher Geflügelve­rarbeiters, „mussten wir die Mengen zuletzt zurücknehm­en, da wir damit beim Handel immer schwerer unterkomme­n, da für Aktionen meist Billiggefl­ügel aus Polen, Deutschlan­d oder Ungarn hergenomme­n wird“. Im Gegensatz zu Eu-regeln müssen heimische Masthühner aber um 40 Prozent mehr Platz haben und gentechnik­frei gefüttert werden, sprich: die heimische Produktion ist teurer. Ein Einkaufste­st der Landwirtsc­haftskamme­r zeigt, dass bei 75 Prozent von 114 Halb- und Fertigprod­ukten aus Geflügelfl­eisch die Herkunft verschwieg­en wird (hier muss im Gegensatz zu Frischflei­sch noch nicht die Herkunft deklariert werden). Markus Lukas, Sprecher der Geflügelpr­oduzenten, fordert strengere Kennzeichn­ungsregeln, „auch in der Gastronomi­e“. Ulrich Dunst

Plädoyer für Herkunftsk­ennzeichnu­ng: Markus Lukas, Maria Pein, Dieter Lugitsch, Rudolf Stückler, Albert Kriwetz

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