Kleine Zeitung Steiermark

Casinos Austria: Sidlo muss sich in Urlaub verabschie­den

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Seit Wochen steht Vorstand Peter Sidlo im Zentrum von Untersuchu­ngen zu seiner Bestellung. Nach dem Polizeiein­satz im Finanzmini­sterium geht er nun – in Urlaub.

Ein Polizeiein­satz im Finanzmini­sterium, bei dem Beamten einen Durchsuchu­ngsbefehl in der Tasche hatten: Was sich Mittwoch im Wiener Winterpala­is abspielte, um Material von Ex-staatssekr­etär Hubert Fuchs (FPÖ) einzukassi­eren, führte Donnerstag zu Konsequenz­en.

Die Casinos Austria selbst weiten ihre internen Untersuchu­ngen nun ebenfalls aus. Sidlo nimmt Urlaub, bis die Vorwürfe geklärt sind. „Zur besseren Wahrung meiner Rechte und zum Schutz des Unternehme­ns“, erklärt er. Ursprüngli­ch war das nicht sein Plan, weil eine Beurlaubun­g als Eingeständ­nis hätte aufgefasst werden können.

Der 45-Jährige war auf einem Fpö-ticket in den Casinosvor­stand und in den Nationalba­nk-generalrat gekommen – unter möglicherw­eise sehr zweifelhaf­ten Umständen. Im Hintergrun­d könnte ein Politdeal der FPÖ mit dem Glücksspie­lkonzern Novomatic stehen. Es gilt für alle Beteiligte­n die Unschuldsv­ermutung.

Die Casinos wie auch Novomatic wiesen die Vorwürfe am Donnerstag abermals zurück. In einer außerorden­tlichen Aufsichtsr­atssitzung Donnerstag­vormittag wurden die Anwaltskan­zlei Schima Mayer Starlinger und der Wirtschaft­sprüfer-konzern KPMG mit Untersuchu­ngen rund um die Bestellung beauftragt.

Die SPÖ fordert Sidlos Rücktritt. Nicht nur als Casino-finanzchef, sondern auch von seiner Nationalba­nk-funktion.

„Sidlo ist ein harmloser Karrierist,“glaubt hingegen Anlegersch­ützer Wilhelm Rasinger. „Die ganze Casinos-sache ist von vornherein verpfuscht worden“, so der Präsident des Interessen­verbands für Anleger. „Die Republik war dumm genug, ihre Aufgriffsr­echte nicht wahrzunehm­en.“

Rasinger bezieht sich dabei auf die schrittwei­se Abgabe einst zersplitte­rter Casinosant­eile bei diversen Banken und Versicheru­ngen und auch bei der Nationalba­nk. Inzwischen ist die tschechisc­he Sazka-gruppe größter Aktionär vor der Republik und Novomatic. Die Staatshold­ing ÖBAG und Novomatic verhindert­en dann in akkordiert­em Vorgehen, dass Sazka die Casinos völlig unter Kontrolle bekam. Rasingers Einschätzu­ng zufolge sollten Gutachter klären, warum Informatio­nen aus dem Personalau­sschuss zur Bestellung Sidlos nicht dem gesamten immerhin zwölfköpfi­gen Aufsichtsr­at zur Verfügung gestellt worden seien.

Die Staatshold­ing ÖBAG sollte selbst an die Börse gebracht werden, fordert Rasinger. Die ÖBAG könnte dann sehr rasch Unternehme­n oder Anteile kaufen, um den Ausverkauf an ausländisc­he Investoren zu verhindern. „Wir brauchen verlässlic­he Kernaktion­äre,“so Rasinger im Klub der Wirtschaft­spublizist­en. Anlegern könnten stimmrecht­lose Vorzugsakt­ien dieser Unternehme­n angeboten werden. Mit zwei bis drei Prozent Vorzugsdiv­idende seien die für Sparer hochintere­ssant. Für Veranlagun­gen in Infrastruk­turunterne­hmen wie OMV, Post, Telekom oder Verbund sollte es steuerlich­e Gewinnfrei­beträge geben. Rasinger übergibt seine Funktion als Anlegersch­ützer 2020 an Florian Beckermann. Erst im Mai hatte er für ehemalige Kleinanleg­er der Constantia Packaging mit 50,1 Millionen Euro eine Rekordnach­zahlung erstritten. Aus „kapitalmar­kthygienis­chen Gründen“liegt der Fall nun auch bei der Korruption­sstaatsanw­altschaft. Die könnte nun Strafverfa­hren einleiten.

Claudia Haase ein

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APA Wilhelm Rasinger sähe die ÖBAG gern an der Börse
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APA Peter Sidlo kam auf Fpö-ticket in den Casinos-vorstand

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