Die Super-hackerin und die Trollfabriken
Mit „Vernichtung“ist die „Millennium“reihe abgeschlossen. Zumindest vorläufig.
Ich werde die Katze sein und nicht die Ratte“, sagt Lisbeth Salander und zieht gegen ihre Schwester Camilla, die das Verbrechersyndikat ihres Vaters Zalatschenko weiterführt, in den Krieg. Wenn Lisbeth auch im Laufe der Zeit erkennen muss, dass alles anders war, als sie immer dachte – und dass auch sie ihre Schwester im Stich gelassen hat.
Mit Lisbeth Salander, der Super-hackerin und Rächerin aller misshandelten Frauen, hat Stieg Larsson einst eine grandiose Figur geschaffen, die Millionen in ihren Bann gezogen hat. Als Kampfgefährten gegen die verlogene bürgerliche Moral hat er ihr den Aufdeckerjournalisten Mikael Blomkvist zur Seite gestellt. Nach dem frühen Tod von Larsson, der drei Bände vollendete, hat David Lagercrantz mit drei weiteren Teilen die „Millennium“-reihe fortgeschrieben und dabei auch im sechsten und letzten Band wieder höchst aktuelle Themen wie Fake News oder von russischen Trollfabriken
aus gesteuerte Onlineverleumdungskampagnen aufgegriffen.
Während Lisbeth mit ihrer Schwester Katz und Maus spielt, wird Blomkvist mit einem seltsamen Todesfall konfrontiert: Ein verwirrter Mann wurde in Stockholm tot aufgefunden, sein Körper weist alte Erfrierungsspuren auf. Bei seinen Recherchen stößt Blomkvist auf eine Mount-everest-expedition, bei der der gerade in starke Bedrängnis geratene schwedische Verteidigungsminister eine wichtige Rolle spielt.
Wie schon Stieg Larsson hat auch David Lagercrantz ein gutes Gespür für seine Figuren, die Bruchlinien in ihren Geschichten und die Motive hinter den zahlreichen Selbstund Fremdverletzungen.
Während für ihn die Reihe beendet ist, verhandelt die Familie von Larsson, die die Rechte hält, allerdings gerade mit mehreren Verlagen über eine neue Kooperation – wurden doch über 100 Millionen Bücher der „Millennium“-reihe verkauft. Marianne Fischer David Lagercrantz. Vernichtung. Heyne.
432 Seiten, 22,70 Euro.