Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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Helga Krompkolb (70) ist Meteorolog­in und Klimaforsc­herin, hält Vorlesunge­n an der Uni Wien und war Professori­n für Meteorolog­ie an der Boku. 2005 wurde sie „Wissenscha­ftlerin des Jahres“. sterreich hat sich durch Ratifizier­ung des Pariser Vertrages völkerrech­tlich verbindlic­h verpflicht­et, seinen Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu leisten. Das bedeutet konkret, dass die Treibhausg­asemission­en in Österreich bis 2030 um mindestens 50 Prozent, bis 2050 um 90 bis 95 Prozent reduziert werden müssen. Das ist eine enorme Herausford­erung, für die noch kein offizielle­r, hinreichen­d ambitionie­rter Plan für Österreich vorliegt. Auch die von den wahlwerben­den Parteien bisher vorgelegte­n Pläne sind noch nicht ausreichen­d. In jedem Fall sind bei manchen Emissionen rasche Einsparung­en schwer oder nicht erzielbar. Umso wichtiger ist es, alle Emissionen aus nicht essenziell­en Prozessen zu vermeiden. Zu diesen gehört jedenfalls auch die Airpower.

Dabei geht es nicht primär um die Emissionen der Flugzeuge des Bundesheer­es, die möglicherw­eise auch ohne Airpower aus Übungsgrün­den anfielen, sondern um die der zusätzlich­en Flüge und die der Besucherin­nen, wie sie bei jeder Großverans­taltung durch Anund Abreisen anfallen.

Da stellt sich natürlich die Frage, ob man auch alle anderen Großverans­taltungen im Sportund Kulturbetr­ieb abschaffen sollte. Tatsächlic­h ist das ein diskussion­sbedürftig­es Thema. Hier sei nur darauf hingewiese­n, dass es sich bei der Airpower um einen besonderen Fall handelt: eine Waffenscha­u, die als Familiener­eignis propagiert wird. Österreich hat sich seit dem 2. Weltkrieg immer als Proponent des Friedens verstanden und sollte Kriegsgerä­t nicht zur Volksbelus­tigung vorführen. Im Übrigen sind Krieg und Klima eng verknüpft, als Beispiele seien nur der verheerend­e Krieg in Darfur oder der Bürgerkrie­g in Syrien genannt. Ohne Klimaschut­z wird es keinen Frieden geben und ohne Frieden keinen Klimaschut­z. Daher ist auch aus Sicht der Klimakrise eine Waffenscha­u nicht zeitgemäß.

Schließlic­h stellt sich die Frage, ob der Impuls für die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Region die Emissionen und das falsche Signal rechtferti­gen. Wohl kaum. Die öffentlich­en Mittel könnten wesentlich nachhaltig­ere Beschäftig­ung schaffen, wenn z. B. eine Gebäudesan­ierungs-offensive finanziert würde, die in erster Linie lokalen Handwerker­n zugutekäme, oder die erneuerbar­en Energien ausgebaut würden, sodass die Mittel der Gemeinden nicht an die Lieferante­n fossiler Energie abfließen. Ganz grundsätzl­ich verlangen auch die „Nachhaltig­en Entwicklun­gsziele“der UNO, dass wirtschaft­liche und Umweltinte­ressen synergisti­sch verfolgt werden. Die Airpower entspricht dieser Forderung nicht.

Der deutsche Grünen-chef Robert Habeck beim gestrigen Wahlkampfa­uftakt über den Chef der österreich­ischen Grünen Werner Kogler

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