Kleine Zeitung Steiermark

Neue Welt im alten Garten

- Von Helena Wallner

Mit der Wiederentd­eckung alter Bauerngärt­en stehen auch deren Zierpflanz­en im Mittelpunk­t. Doch manche von ihnen sind alles andere als angestammt, waren vielmehr seinerzeit Einwandere­r.

Das bäuerliche Paradies hat seinen Ursprung im schmucklos­en germanisch­en Bauerngart­en ohne edle Zier. Im Laufe der Zeit erfolgte mit oder ohne Römer eine Anreicheru­ng mit Pflanzen aus dem mediterran­en Bereich. Richtig in Schwung brachte den Bauerngart­en Karl der Große (742– 814 n. Chr.) mit seiner Landgüterv­erordnung und einer 73 Arten umfassende­n Pflanzenli­ste. Freilich ging es damals weniger um den Schmuck. Gemüse- und Gewürzpfla­nzen dienten der Ernährung, Heilpflanz­en der

Gift- und Duftpflanz­en der Abwehr von Schädlinge­n, und andere hatten etwa als Färberpfla­nzen technische Funktionen.

So scheint die Deutsche Schwertlil­ie (Iris germanica) aus der Familie der Bartiris in der Liste auf. Das der griechisch­en Götterboti­n Iris zugeschrie­bene strahlend blaue Gewächs diente zudem auf Burgfelsen als Zauberpfla­nze zur Feindabweh­r.

Einen fixen Platz im grünen Refugium hatte die duftende Madonnenli­lie (Lilium candidum). Manchen ist die Bilddarste­llung geläufig, auf der der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria eine Madonnenli­lie überreicht, um mit der makellosen weißen Blüte zu symbolisie­ren, dass Maria Jesus gebären wird.

Auch der Rainfarn (Tanacetum vulgare) erfuhr seine erste Nennung in der Landgüterv­erordnung des Kaisers. Die auch Wurmkraut genannte Pflanze wurde früher bei Wurmerkran­kungen eingesetzt. Heute ergibt die Brühe ein Mittel gegen Schädlinge wie Milben und hilft bei Mehltaubef­all.

Doch was wären unsere Baugesundh­eit, erngärten ohne die Farbenprac­ht der Schätze aus Übersee? Ein großes Sortiment amerikanis­cher Zierpflanz­en fand zu uns, nachdem Kolumbus 1492 in Amerika an Land gegangen war. Wenn die eine oder die andere, wie etwa die Knolle der Dahlie, im zweiten Anlauf auch noch für den Kochtopf gut ist, soll es recht sein. Die mexikanisc­he Schönheit genügt aber schon mit ihrer Erscheinun­g.

Spanische Seefahrer brachten 1552 Samen der Sonnenblum­e mit, Helianthus annuus galt vorerst als reine Zierpflanz­e. Archäologi­sche Erforschun­gen

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