Kleine Zeitung Steiermark

Der Glaube des Volkes

- Von Monika Schachner

Am heutigen 8. September feiert die katholisch­e Kirche Mariä Geburt. Es ist eines von mehreren Festen, die in der Volksfrömm­igkeit fest verankert sind, obwohl sie theologisc­h nicht zentral sind.

Nirgends erzählt das Neue Testament von der Geburt Marias. Trotzdem nimmt sie in der Volksrelig­iosität eine wichtige Rolle ein. In der Kirche wird des besonderen Ereignisse­s heute mit einem Fest gedacht. Weitere kirchliche Festtage wie Mariä Empfängnis, Mariä Lichtmess oder Mariä Himmelfahr­t zeugen von der reichen Marienvere­hrung, die die katholisch­e Kirche im Laufe der Jahrhunder­te entfaltete.

Es gibt mehrere Gründe dafür: Im Jahr 431 schrieb das Konzil von Ephesos fest, dass Maria Gottesgebä­rerin ist.

Ein Kind zu erwarten, es zur Welt zu bringen und es leiden sehen zu müssen: Ihr Lebensweg führte in früheren Zeiten gerade auch Frauen dazu, sich vertrauens­voll an Jesu Mutter zu wenden. Der Theologe Karl Veitschegg­er: „Die Kinderster­blichkeit war teilweise sehr hoch. Und Maria gab den Frauen Hoffnung und Kraft.“Darüber hinaus sahen (und sehen) viele Gläubige in ihr eine wichtige Mittlerin zwischen Gott und den Menschen, eine Fürspreche­rin.

Das beweisen auch die vielen Mariengebe­te: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebä­rerin; verschmähe nicht unser Gebet in unsern Nöten, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren, o du glorreiche und gebenedeit­e Jungfrau, unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürspreche­rin.“

Verkündigu­ng und Menschwerd­ung Christi nimmt das Angelusgeb­et auf: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist. [...] Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“Gerade im Alpenraum wurde es zu jenem Gebet, das jahrhunder­telang zu Mittag gebetet wurde. Das „Gegrüßet seist du Maria“wiederum wurde als Bestandtei­l des Rosenkranz­gebetes vor allem im Advent, in der Vorbereitu­ngszeit auf die Geburt Christi gesprochen, und als Wachtgebet für Verstorben­e: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.“

Eingang in die Volksfrömm­igkeit gefunden haben ebenso viele außerbibli­sche Erzählunge­n über das Leben Marias: So erzählt das Protoevang­elium des Jakobus, dass ihre Eltern viele Jahre kinderlos waren. Als sich Joachim jedoch zum Beten und Fasten in die Wüste zurückzog, wurde ihm die Geburt eines Kindes prophezeit. Er ging zurück nach Jerusalem, wo er seine Frau Anna am Goldenen Tor trifft und ihr die freudige Nachricht mitteilt.

Die Mutter Marias steht auch mit der Datierung des heutigen Festes im Zusammenha­ng: Wurde doch die Jerusaleme­r St.-annakirche mit ihrer Grotte, die der Tradition nach als Geburtsort Marias gilt, am 8. September eingeweiht. Das Fest Mariä Empfängnis wurde ebenso von diesem Datum aus berechnet: Es wird neun Monate davor, am 8. Dezember, gefeiert.

Nach Marias Mutter sind aber nicht nur weltweit Kirchen benannt, so tragen auch katholisch­e Frauenverb­ände den Namen der Patronin der Hausfrauen und Witwen.

Ihr Gedenktag am 26. Juli war früher gerade auch im bäuerliche­n Bereich ein Fest-(und Markt-)tag. So strukturie­rten jahrhunder­telang nicht nur die großen Feste wie Ostern und

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Diese Darstellun­g der Geburt Marias findet sich in der ältesten Marien

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