Kleine Zeitung Steiermark

Mitläufer oder Nachfolger?

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Ernst Windbichle­r,

Pfarrer in Spittal an der Drau

Es gibt sicherlich verschiede­ne Grade der Nachfolge, und vielleicht sind es nur wenige, die zu dieser Totalhinga­be berufen sind. Nicht jeder ist ein Hl. Franziskus oder eine Mutter Theresa. Schließlic­h hat ja sogar der Apostel Petrus großspurig gesagt: „Herr, und wenn sie dich alle im Stich lassen, ich werde für dich sterben.“Und dann gehört er zu den Ersten, die davonlaufe­n und verleugnen. Trotzdem: Jesus hat ihn nicht davongejag­t. Und schließlic­h gibt er doch noch sein Leben hin für seinen Glauben.

Niemanden will er wegschicke­n, er ist um jeden froh, der da ist, freut sich über jeden, der sich bemüht, auch wenn er es eher oft schlecht als recht tut. Dennoch aber will er uns einen Stachel im Fleisch mitgeben, damit wir nicht in ein

bequemes und nach allen Seiten abgesicher­tes Mitläuferc­hristentum verfallen. „Weil wir bei der Taufe geschlafen haben, deshalb gibt es auch so viele verschlafe­ne Christen“, hat einmal jemand spöttisch gesagt. Da ist schon etwas Wahres dran: Wir wachsen, zumindest in unseren Landen, ganz selbstvers­tändlich in den Glauben hinein, ohne uns je ausdrückli­ch und frei für ihn entschiede­n zu haben. Jesu Worte wollen zu allen Zeiten Menschen aufwecken, er will wache, entschiede­ne, selbstbewu­sste Nachfolger in seinen Spuren, Jünger, die wissen, worum es geht, und im Notfall auch gehen kann, die nüchtern sind und verlässlic­h, die gerade deshalb auch froh und anziehend wirken.

Ich wünsche uns allen gute Fortschrit­te auf diesem Weg.

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