Im Kunsttempel
Der gebürtige Grazer Tillman Kaiser stellt im Hauptraum der Wiener Secession aus – Name der Schau „Im Dom“.
Seine eigens kreierte Lochbildkamera beschreibt er so: „Sie ist ein kühlschrankgroßer Kasten mit einem Loch in Stecknadelgröße in der Mitte, das einen halben Millimeter misst“, sagt Tillman Kaiser, während er auf seine großformatigen Fotocollagen blickt. Belichtungszeit: 24 Stunden. Also eine kleine Ewigkeit.
Dem gebürtigen Grazer wird ab morgen eine große Ehre zuteil: Er wurde von der Künstlervereinigung Wiener Secession eingeladen, den Hauptraum an der prominenten Adresse unter der auffälligen goldenen Kuppel zu bespielen und so die Saison zu eröffnen.
„Im Dom“heißt die Schau, an dem dafür neuen Werkzyklus aus einem Dutzend großformatiger und drei riesigen Bildern sowie fünf großen Skulpturen hat der 46-Jährige nun zwei Jahre gearbeitet, erst unlängst siedelte er in ein größeres Atelier im 20. Wiener Bezirk. Der gewählte Ausstellungstitel ist ein klug gesetzter Kunstgriff für jenen Jugendstil-ort, der einst als „Tempel“für die Kunst konzipiert worden ist. Über die Einladung des Vorstands habe er sich „wahnsinnig gefreut“. akralbauten interessieren mich, weil sie keine Zweckbauten sind und keine Funktion erfüllen“, erklärt Kaiser. Sie sind ein „Gesamtkunstwerk aus Architektur, Bildhauerei, Theater, Malerei und Musik“, sagt er.
Der Zufall spielt in seinen Arbeiten eine große Rolle. Und der Versuch, das Chaos zu bändigen, auch. Deswegen sagt er auch über sich, am „ehesten ein Surrealist“zu sein. Wiederkehrende Motive in seinen
SSkulpturen und Gemälden sind Augen, rituelle Masken, ein Kirchenmodell sowie kristalline und geometrische Formen. n den nun ausgestellten großformatigen Collagen, die aus mehreren auf Leinwand zusammengesetzten Fo
IIm Dom.
tografien bestehen, sind auch Elemente der Skulpturen zu finden. Auch neue Cyanotypien, also Edeldruckverfahren mit dem Einsatz von Uv-licht, sind ausgestellt – Kaiser verwendete unter anderem Haselnussblätter oder Holunderblüten dafür. on der Kunst angestachelt wurde Tilman Kaiser bereits in der Pubertät: „Ich habe zu zeichnen und malen begonnen, als ich darüber nachgedacht habe, wer ich bin. Vorwiegend als eine Art Selbsttherapie.“Eines gilt heute noch für sein Familienleben in Wien: „Ich arbeite gerne für mich alleine.“
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