Über die Grenzen des menschlichen Körpers
Aufregend: Das TAO! verhandelte Körperbilder, Julalena erforschte die Todsünden.
Die vier Frauen auf der Bühne des TAO! leben in Claude Monets Bild „Picknick im Grünen“. Hier ist alles sanft und wohlbehütet, aber manchmal auch ein wenig langweilig. Daher versuchen sie auszubrechen. Simon Windisch und Miriam Schmid (Regie und Dramaturgie) verlangen ihren Darstellerinnen in „Zucht“körperlich einiges ab.
Im kargen Bühnenraum schlüpfen die vier geschickt und mit viel Liebe zum Detail in Darstellungen historischer Gemälde, Bodybuilderfotografien und Stock-images. Die Frage, ob Weiblichkeit sich heute eher durch straff getrimmte Körper oder sanfte, weiche Linien und zuckersüßes Lächeln definiert, schwebt durch den Raum. Durch kräftige musikalische Untermalung und schnelle Posenwechsel entsteht eine mitreißende Geschichte über Zugehörigkeit, Körperbilder und das Aufwachsen in einem behüteten Umfeld.
Drei Stunden später versammeln sich Theaterwütige in der Alten Schlachthofhalle. Hier wird zwischen Obst, Gemüse, Käse und Wurstwaren erörtert, wie sich die sieben Todsünden auf das menschliche Verhalten auswirken. Gleichzeitig wird eine Vision vorgestellt, nach der die Menschen in der Zukunft unsterblich sein werden und sich nicht mehr mit negativen Gefühlen auseinandersetzen müssen. „Die Liebe hat nirgends hingeführt“, also wurde dieses Konzept von der Menschheit völlig verworfen. Daher setzt sich das Kollektiv Julalena mit feinen darstellerischen Details mit einem Leben, in dem Todsünden quasi nicht mehr vorhanden sind, auseinander. Mit „Wie du mir, so ich dir“liefern Jula Zangger und Lena Westphal ein textstarkes Stück ab, das in vielen Monologen philosophischen Fragen, wie „Wie glücklich ist das Ziel, wenn der Weg dahin nicht traurig ist?“stellt. Dabei kommt der Humor zwischendurch keinesfalls zu kurz, ohne dass das Stück dadurch weniger kritisch wird. Inhaltlich spannende Performance mit starker schauspielerischer Leistung, die einen Besuch wert ist. Teresa Guggenberger Noch heute: www.theaterland.at