Lässt Johnson nun die Nordiren fallen?
Johnson trifft heute Juncker und erntet davor mit einem skurrilen Vergleich Spott.
Bis jetzt hat er um Brüssel einen weiten Bogen geschlagen, aber jetzt wagt Boris Johnson den Gang in die Höhle des Löwen, allerdings nicht in die Eu-hauptstadt, sondern nach Luxemburg, wo der britische Premier heute Eu-kommissionspräsident Jean-claude Juncker und Michel Barnier, den Eu-chefunterhändler für den Brexit, treffen wird.
Während der daheim mit dem Rücken zur Wand stehende Johnson vor dem Gespräch vor Selbstbewusstsein strotzte und von großen Fortschritten sprach, dämpfte Juncker die Erwartungen und bekräftigte, dass es ausgeschlossen sei, den mit Johnsons Vorgängerin Theresa
May ausgehandelten Austrittsvertrag auf- zuschnüren.
Genau das ist aber Johnsons Ziel. Größte Hürde bleibt die innerirische Grenze, die May mit einer Garantieklausel im Brexitvertrag, dem Backstop, offenhalten wollte. Johnson will diesen streichen und hat zuletzt angedeutet, dass er bereit wäre, einen Verbleib Nordirlands in einer Zollunion mit der EU zu schlucken. Das lehnt aber sein Koalitionspartner, die nordirische Partei
DUP, ab. Deren Chefin Arlene Foster erklärte über Twitter, ihre Partei akzeptiere keinen Austrittsvertrag, der den britischen Binnenmarkt spalte.
Im Fall einer Nichteinigung mit der EU will Johnson auch gegen das vom britischen Parlament vor dessen Zwangsbeurlaubung erlassene Gesetz einen harten Brexit am 31. Oktober riskieren und bemühte sogar skurrile Vergleiche mit der muskelbepackten Comicfigur Hulk. „Je wütender Hulk wird, desto stärker wird Hulk“, sagte er der „Mail on Sunday“. „Hulk ist immer entkommen, egal, wie eng gefesselt er war, und so ist das auch mit diesem Land.“Und: „Wir werden am 31. Oktober rausgehen, wir werden es vollbringen.“
Erbarmungslos mit dem Premier ins Gericht geht indes dessen Vorvorgänger David Cameron. Johnson habe sich vor dem Brexit-referendum 2016 aus Egoismus als Brexit-verfechter inszeniert, heißt es in einem Auszug aus Camerons Memoiren, den die „Sunday Times“im Voraus veröffentlichte. „Boris hat etwas unterstützt, an das er selbst nicht glaubte.“
David Cameron rechnet mit Johnson ab