Kleine Zeitung Steiermark

Mercosur-pakt: „Ratifizier­ung in weiter Ferne“

- Von Roman Vilgut

Seit 31 Jahren ist Johann Marihart im Vorstand des Lebensmitt­elkonzerns Agrana. Gefallene Zuckerprei­se belasten das Ergebnis. Das Mercosur-abkommen lehnt der Manager ab und will mehr Ethanol im Benzin.

Der Zucker soll Schuld an der hohen Zahl übergewich­tiger Menschen sein. Wie stehen Sie dazu?

Wenn das Zuckerbash­ing einen Vorteil hat, dann den, dass die Intensiv-süßstoffe überhaupt abgelehnt werden. Diese Kampagnen beabsichti­gen, unseren Süßgeschma­cksbedarf zu reduzieren. Wir sagen dazu, alles gut. Wir sind überzeugt, dass unser Zucker ein Lebensmitt­el ist, das kein Gesundheit­srisiko darstellt, sondern ein wichtiger Energielie­ferant ist. Aber halt mit dem Nachteil: Wenn man zu viel Energie zuführt, fördert man Gewichtszu­nahmen.

Sie machen Stärke aus Weizen. Ein neuer Ernährungs­trend ist Eiweiß aus Weizen? Eine Chance?

In unserer Weizenstär­kefabrik in Pischelsdo­rf stellen wir aus 250.000 Tonnen Weizen auch rund 20.000 Tonnen Gluten, also Weizeneiwe­iß, her. Das gibt dem Teig mehr Volumen und steigert das Gashalteve­rmögen eines Teiges. Die Hauptanwen­dung ist allerdings Fischfutte­r. Gluten löst sich im Wasser nicht auf und Fische brauchen konzentrie­rtes Eiweißfutt­er. Der dritte Bereich ist Tierfutter für Haustiere. Hier sorgt Weizenkleb­er für die Stückigkei­t des Futters. Und natürlich kann man aus Weizenglut­en auch vegane faschierte machen. Laibchen

Wie schätzen Sie den aktuellen Hype rund um Fleischers­atz ein?

Ich kenne solche Produkte seit 1990. Das war damals noch nicht ganz so ausgereift, heutzutage ist das anders. Die Zeit ist reifer für vegane Ernährung. Man weiß ja, dass Fleisch einen großen CO -Fußabdruck hat.

Es gibt auch Plastik aus Stärke. Kann Weizen also in Zukunft Rohöl als Plastikroh­stoff ersetzen?

Es ist die Frage, was man will. Plastik aus natürliche­n Rohstoffen mit gleichen Eigenschaf­ten wie ein petrochemi­sches Produkt? Das ist nur eine Preisfrage. Man kann Ethylen aus Alkohol herstellen und spart 70 bis 80 Prozent Co2-emissionen. Aber biologisch abbaubar ist das nicht. Das ist nämlich ein zwei

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BALLGUIDE/KLEINSASSE­R, GERY WOLF Johann Marihart blickt auf mehr als 30 Jahre in der Zuckerbran­che zurück

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