Zur Person
Johann Marihart, geboren 1950, studierte an der TU Wien Technische Chemie und begann seine berufliche Karriere 1975. 1988, zeitgleich mit der Gründung der Agrana Beteiligungs-ag, wurde er Mitglied des Vorstands.
Seit 1992 ist er Vorstandsvorsitzender und baute Agrana vom lokalen Produzenten zu einem internationalen Konzern aus.
Stärke, wird in Zucker verwandelt und vergoren. Es wird also kein wertvolles Eiweiß vernichtet. Im Gegenteil, es wird sogar angereichert und ersetzt importiertes Soja-eiweiß. Das kommt aus Brasilien und dort brennt deswegen der Regenwald.
Die EU hat ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-staaten ausverhandelt. Die Agrana spricht sich klar dagegen aus. Warum?
Ich glaube, die Ratifizierung des Mercosur-abkommens ist in weiter Ferne. Die derzeitige Situation in Brasilien trägt auch nicht zu mehr Akzeptanz bei, eher das Gegenteil. Wie soll ein europäischer Politiker argumentieren, dass er in Brasilien durch Zollfreiheit noch mehr Landwirtschaft fördert.
Die Agrana ist mit dem Fruchtsektor weltweit aktiv. Wie entwickelt sich das Geschäft in Regionen wie Südamerika oder Asien?
Bei Fruchtzubereitungen für Molkereien, dem Rohstoff für Fruchtjoghurts, sind wir weltweit Marktführer. In den Industriestaaten sind die Märkte bei Joghurts gesättigt. Dort gibt es hohe qualitative Ansprüche, modische Entwicklungen. In Südamerika stagniert der Markt. In China wächst die
Wirtschaft nach wie vor und die Konsumgewohnheiten ändern sich in unsere Richtung.
Spüren Sie die Auswirkungen der Handelskonflikte?
Nein. Überhaupt nicht. In China gibt es eine hochmoderne Gesellschaft. Da gibt es sehr kaufkräftige Regionen, die sich auch diesen Standard bei Lebensmitteln leisten können.
Der Fruchtbereich ist für die Steiermark interessant mit dem Standort Gleisdorf. Wohin geht die Reise denn?
Gerade die Chinesen lieben die Schokobällchen, die wir von Gleisdorf aus exportieren. Wir wachsen dort organisch mit dem Markt. Was noch länger dauern wird, aber wo wir auch schon produzieren, ist Indien. Dort gibt es ein Riesenpotenzial. Eine Herausforderung ist für uns die Beschaffung der Früchte, und zwar zu jeder Jahreszeit an jedem Standort der Welt, egal ob gerade Erntezeit ist, und das Ganze möglichst nachhaltig. Wir ernten rund um die Welt und gehen quasi mit der Sonne. Wir haben überall Tiefkühllager, um die Früchte schnell einzufrieren und die Qualität zu gewährleisten. Das ist inzwischen eine unserer Kernkompetenzen.