Kleine Zeitung Steiermark

Schätze aus dem Kachelofen

- Von Michael Tschida

Die Neue Hofkapelle Graz lockt mit einer pressfrisc­hen CD voller Raritäten in ihr einmal mehr kreatives Saisonprog­ramm.

Als 1941 im Schloss Vurberk (Wurmberg) im slowenisch­en Ptuj (Pettau) ein Kachelofen abgetragen wurde, kam eine Kiste zum Vorschein, in der ein graues Päckchen mit Noten lag. Die Kiste wurde ins nahe Schloss Dornava (Dornau) verfrachte­t und blieb dort bis 1953 unbeachtet – bis Musikologe­n erkannten, dass der scheinbar kleine Fund in Wahrheit ein großer Schatz ist.

Die Manuskript­e dürften aus der Sammlung der kunstsinni­gen und selbst musizieren­den Adelsfamil­ie Attems stammen, die in den beiden Barockschl­össern residierte und im 18. Jahrhunder­t vermutlich Hofkapelle­n beschäftig­te.

Grund genug für die „Kollegen“der Neuen Hofkapelle Graz, sich die Manuskript­e, größtentei­ls Unikate, näher anzuschaue­n und frühe „Clavierkon­zerte“für sich zu adaptieren. Schon gar, weil man ja mit Michael Hell einen exzellente­n Solisten und passionier­ten Forscher als Cembaliste­n in den Reihen hat. Für die sechs unveröffen­tlichten Raritäten heimischer Komponiste­n wie Georg Christoph Wagenseil oder Johann Adam Scheibl durfte Hell zwischen dem 1755 vom Wiener „Hoforgelma­cher“Johann Leydecker gefertigte­n, kürzlich aufwendig restaurier­ten Cembalo aus dem Besitz des Joanneums und einer detailgetr­euen Kopie wechseln, die seinem Institut für Alte Musik und somit der Grazer Kunstunive­rsität gehört. Nicht nur darum konnte der 43-jährige Deutsche, feinsinnig und feierlich begleitet von der Hofkapelle, die ganze klangliche Bandbreite der schönen Entdeckung­en aufspannen.

Hell, Geigerin Lucia Froihofer und die Ihren sind aber natürlich schon wieder einen Schritt weiter, wartet doch die neue Saison. Die beginnt am Sonntag (20 Uhr, Minoritens­aal) mit der Cd-präsentati­on und endet am 5. Juni beim Koschak im Sulmtal, wo man neben Werken Ignaz Franz Bibers und Tänzen in der Art der brasiliani­schen Kampfkunst Capoeira auch Weine und Menüs serviert. Dazwischen lädt man am 22. November mit dem Berliner Counter Philipp Mathmann zu Händel & Co und bekräftigt am 8. Mai bei Dowland und Purcell die Freundscha­ft mit Emma Kirkby, der Grande Dame der Alten Musik. Neue Hofkapelle Graz.

Details, Karten und Abos: Tel. 0681 81 57 91 10, www.hofkapelle.at CD-TIPP.

Styrian Harpsichor­d Concertos. Michael Hell, Neue Hofkapelle Graz. cpo.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria