Kleine Zeitung Steiermark

Schuldenbr­emsen sind besser als ihr Ruf

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Das Vorhaben, die Schuldenbr­emse in der Verfassung zu verankern, scheiterte vergangene Woche im Bundesrat an den Stimmen von SPÖ und Grünen. Aus Sicht vieler Ökonomen ist das eine höchst erfreulich­e Nachricht. Sie halten Schuldenbr­emsen nämlich für ein Relikt aus längst vergangene­n Zeiten, zumal dieselben Experten das Erzielen von Überschüss­en geradezu für reaktionär halten. Die Staaten sollten die Nullzinsph­ase vielmehr dazu nutzen, sich viel stärker zu verschulde­n, um offensiv in die Zukunft investiere­n zu können. Mit der Schuldenbr­emse im Verfassung­srang wäre das nicht mehr möglich gewesen, weil Österreich die Mittel gefehlt hätten, nötige Investitio­nen in die öffentlich­e Infrastruk­tur zu investiere­n oder das für den Klimaschut­z benötigte Geld bereitzust­ellen. Dabei handelt es sich um eine politische Legende, wonach sich Staaten mit der Einführung von Schuldenbr­emsen der Möglichkei­t berauben würden, in die Zukunft investiere­n zu können. Schweden und die Schweiz haben seit vielen Jahren funktionie­rende Schuldenbr­emsen. Aber von zerbröseln­der Infrastruk­tur, einstürzen­den Sozialstaa­ten und fehlenden Mitteln für den Klimaschut­z ist dort weit und breit nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil. Beide glänzen mit ausgeglich­enen Staatshaus­halten, bestens ausgebaute­n Sozialsyst­emen, moderner Infrastruk­tur, niedrigen Schuldenst­änden.

Das ist aber nicht ausschließ­lich das Ergebnis von Schuldenbr­emsen. Vielmehr sind die eingezogen­en Schuldenbr­emsen das Ergebnis eines verantwort­ungsbewuss­ten Umgangs mit fremdem Geld. In den genannten Ländern ist es nämlich selbstvers­tändlich, dass in wirtschaft­lich guten Jahren Überschüss­e abfallen, um die Defizite schlechter Jahre auszugleic­hen. So wie es in diesen Ländern selbstvers­tändlich ist, die staatliche­n Strukturen laufend zu modernisie­ren, um nicht zu viel Geld für den öffentlich­en Konsum zu verwenden. ohingegen es im heimischen Parlament noch immer selbstvers­tändlich zu sein scheint, im Vorwahlkam­pf nicht budgetiert­e Milliarden im Volk zu verteilen.

Franz Schellhorn ist Leiter der Agenda Austria

„Es handelt sich um eine politische Legendenbi­ldung, dass Schuldenbr­emsen Investitio­nen in die Zukunft verhindern.“

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