Kleine Zeitung Steiermark

Der Autor

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Werber für das Volksbegeh­ren bei den Kollegen der Bundesländ­erpresse zu einer Art Bindeglied zwischen Wien und den Ländern. r saß auch im achtköpfig­en Exekutivko­mitee des Volksbegeh­rens, das gleich zu Beginn seiner Arbeit in einer programmat­ischen Erklärung feststellt­e: „Wir halten unsere Aktion für einen Beitrag zur Festigung der Demokratie in unserer Republik.“

Für die Kleine Zeitung bedeutete der große Erfolg dieses Rundfunk-volksbegeh­rens im Herbst 1964 den ersten Durchbruch auf eine überregion­ale Ebene. Der Chef des Blattes war aber auch überzeugt, dass diese „Explosion unvermutet­er Zivilcoura­ge“(Csoklich in einem Kommentar) schon das Ende

EGroßen Koalition vorwegnahm.

Demokratie­politisch war dieses Volksbegeh­ren ein entscheide­nder Fortschrit­t: Es brachte nicht nur einen neuen ORF mit einer selbstbewu­ssten unabhängig­en Redaktion unter dem neuen Generalint­endanten Gerd Bacher, sondern es leitete auch einen politische­n Wandlungsp­rozess ein: Am 6. März 1966, schon eineinhalb Jahre nach diesem Aufbegehre­n, erhielt die ÖVP nach vorgezogen­en Neuwahlen die absolute Mehrheit. Freilich nach eingehende­r Selbstbesc­hädigung der SPÖ (Stichwort „Fall Olah“).

Plötzlich war auch eine Alleinregi­erung möglich, für österreich­ische Verhältnis­se ein Tabubruch. Mit Kanzler Klaus kam ein Politiker an die Macht, dessen Regierung die Reformsche­r Kurt Wimmer, geb. am 18. Dezember 1932 in Linz, studierte Geschichte und Französisc­h an der Universitä­t Graz, war seit 1958 bei der Kleinen Zeitung, von 1964 bis 1994 stellvertr­etender Chefredakt­eur neben Fritz

ideen des Volksbegeh­rens schließlic­h umsetzte. Und auf ihn folgte die Ära Kreisky. Kreiskys Alleinregi­erung dauerte 13 Jahre.

Eine weltoffene „Massenzeit­ung mit geistigem Profil“, die angestrebt war, bedeutete zunächst einen Ausbruch aus der Provinz. So wurde 1959 die Wiener Redaktion gegründet und etwas später in Bonn die erste Auslandsre­daktion. In der journalist­ischen Praxis bedeutete dieser Anspruch einen täglichen Seiltanz – Abstürze inbegriffe­n.

Die Weltoffenh­eit musste sich aber auch in Taten beweisen, zum Beispiel in vielfältig­en Kontakten und Debatten, einschließ­lich Leserparla­menten. u einer großen, von der Kleinen Zeitung initiierte­n Diskussion kamen zum Beispiel Ende der 60-Jahre mehr als Tausend Leute in den Stadtsaal des „roten Bruck“. Thema war „Christentu­m und Sozialismu­s“. Welche Barrieren aus der Vergangenh­eit der Zwischenkr­iegszeit sich damals einem Brückensch­lag entgegenst­ellten, beweist ein Detail: Ein Arbeiter stürzte zum Podium und rief dem Diskutante­n Bruno Kreisky erregt zu: „Lass dich doch nicht von denen täuschen, die haben ja nur eine neue Frisur.“

Fritz Csoklich wollte, wo es ihm möglich war, Barrieren abbauen. Und er scheute dabei auch unkonventi­onelle Mittel und Experiment­e nicht. So tasder

ZCsoklich, dessen Nachfolger er bis zu seiner Pensionier­ung 1997 war. Bücher: „Damals, 1938. Grazer Zeitgenoss­en erinnern sich“, 1988.

„Der Brückenbau­er. Hanns Koren und seine Zeit. Ein Porträt“, 2006.

tete er zum Beispiel Anfang der 70er-jahre die Grenzen seiner Freiheit ab und lud einen prominente­n Journalist­en der Zagreber Zeitung „Vjesnik“ein, eine regelmäßig­e Kolumne in der Kleinen Zeitung zu verfassen. as war kein ideologisc­her Brückensch­lag zum Kommunismu­s, sondern Teil seines beharrlich­en Bemühens, über Grenzen hinweg auch mit ideologisc­hen Gegnern im Gespräch zu bleiben. Die Vorleistun­g der Einseitigk­eit wagte er, weil er hoffte, dass in ferner Zukunft vielleicht auch einmal ein österreich­ischer Journalist im „Vjesnik“würde schreiben dürfen …

Als die Zukunft noch groß zu sein schien, glaubte er an den Aufbruch zu „neuen Grenzen“, zu dem der junge amerikanis­che Präsident John F. Kennedy aufgerufen hatte. Er war auch begeistert von den Reformbest­rebungen des Zweiten Vatikanisc­hen Konzils. Doch Fritz Csoklich war lange genug Chefredakt­eur, um auch noch die Wellentäle­r mitzuerleb­en, die den Aufbrüchen folgten.

Dennoch ist er immer Optimist geblieben, ein unverwüstl­icher, aber kein überschwän­glicher. Er pflegte den reifen Optimismus eines Realisten. Und den heute besonders heftig grassieren­den Versuchung­en der Angst und der Gleichgült­igkeit setzte er die unbekannte­ste der Tugenden entgegen – die Hoffnung.

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