Aufregung um Organspende
Griechin erhielt nach nur vier Stunden eine neue Lunge am AKH Wien.
Die Vorwürfe sind schwerwiegend, die gegen das Wiener AKH erhoben werden. Es geht um den Verdacht des Verstoßes gegen die bei Organspenden international geltenden Regeln, außerdem steht der Vorwurf der Bereicherung im Raum.
Wie Unterlagen, die der „Süddeutschen Zeitung“zugespielt wurden, zeigen sollen, wurde an einer griechischen Patientin innerhalb von nur vier Stunden eine Lungentransplantation durchgeführt – normalerweise dauert die Wartezeit auf ein Spenderorgan mehrere Monate.
Die 47-Jährige, die an einer Lungenhochdruckerkrankung litt, wurde demnach am 8. Oktober um 14 Uhr auf die Warteliste gesetzt. Als gegen 18 Uhr eine passende Spenderlunge von der Organverteilungsstelle Eurotransplant angeboten wurde, schlugen die Wiener Ärzte binnen fünf Minuten zu.
Die Vorwürfe seien eine „grobe Verzerrung der Tatsachen“, betonte gestern Walter Klepetko, der Chef der Universitätsklinik für Chirurgie, der auch Niki Lauda operiert hat. Das AKH Wien leiste Hilfe für den Aufbau von Transplantationsprogrammen in Ost- und Südeuropa. In Griechenland wurde der Start im Juni angekündigt.
„Das erste für eine Transplantation in Athen zur Verfügung gestandene Organ war gerade für diese Patientin passend. Aber wegen der in diesem Fall extremen Komplexität des Eingriffes sahen sich sowohl die griechischen Kollegen als auch wir nicht in der Lage, das neue Programm in Athen mit einem derart schwierigen Fall zu starten“, erklärt Klepetko. So wurde die Griechin nach Wien geflogen und am AKH operiert.
„Wir haben in den vergangenen Jahren aus Griechenland um 22 mehr Lungen von Spendern erhalten, als für griechische Patienten transplantiert wurden. Das alles lief über Eurotransplant.“Klar sei, dass das Wiener AKH den Krankenversicherungen die Kosten in Rechnung stelle. „Das können je nach Krankenhausaufenthaltsdauer 70.000 oder 100.000 Euro sein.“Das gesamte Ärzteteam erhält für den Mehraufwand insgesamt 17.000 Euro. „Das ist ein völlig legaler und transparenter Prozess. Es zahlen die Krankenversicherungen der jeweiligen Länder, nicht die Patienten.“