Kleine Zeitung Steiermark

Bund gegen Land: Eiszeit in der SPÖ

- Von Ernst Sittinger

Das hat der steirische­n SPÖ gerade noch gefehlt: Fünf Wochen vor der Landtagswa­hl bricht eine Bezügedeba­tte rund um „Parteirebe­ll“Max Lercher aus (siehe auch vorige Doppelseit­e). Dass er 20.000 Euro „Gage“bekommen würde, wie eine Zeitung ungeprüft behauptete, ist zwar böswillig erfunden. Aber die Gerüchte wurden offenbar in böser Absicht direkt aus der Bundes-spö durchgesto­chen, um sich für Lerchers kritische Wortmeldun­gen („Partei neu gründen“) zu revanchier­en. Mehr noch: Der Partei-insider Rudolf Fußi behauptet in einem Youtubevid­eo, dass Parteichef­in Pamela Rendi-wagner persönlich den „Angriff “auf Lercher angekündig­t und sich über dessen Leykam-vertrag mokiert habe.

Dementspre­chend rund ging es gestern hinter den Kulissen. Im Verhältnis zum Bund herrscht „Eiszeit“, aber Auftritte von Rendi-wagner im steirische­n Wahlkampf waren sowieso nicht geplant. Landespart­eichef Michael Schickhofe­r sagt: Die Landespart­ei stehe „zu 100 Prozent“hinter Lercher und: „Diese Intrige muss aufgeklärt werden.“Viel anderes bleibt ihm nicht übrig, denn wäre bei der Leykam irgendetwa­s nicht in Ordnung, fiele es der gesamten Führungssp­itze auf den Kopf: Schickhofe­r selbst sowie Klubchef und Geschäftsf­ührer sitzen in den Aufsichtsr­äten der Leykam-gruppe. Die Firma gehört nach wie vor zu fast 80 Prozent der SPÖ. Lercher wird kommenden Mittwoch als Nationalra­tsabgeordn­eter angelobt. Schon immer war geplant, dass er dann seine Leykam-gage von derzeit 6000 auf dann 2500 Euro kürzen lässt. Er wird künftig als Leykam-vorstand nur mehr für Strategie und Personal zuständig sein. Als zweiter Leykam-vorstand soll dem Vernehmen nach Lerchers früherer Spö-büromitarb­eiter Michael Schrammel bestellt werden.

A uch intern muss der SPÖCHEF mit Problemen kämpfen. Beim Landespart­eirat kam er nur auf 90 Prozent Zustimmung – das schwächste Ergebnis für einen Spö-landeschef in den letzten 30 Jahren. Gegner werden in der Gewerkscha­ft und beim linken Parteiflüg­el in Graz vermutet, denn Schickhofe­r will die Partei verbreiter­n und sendet verstärkt Signale an die politische Mitte.

K eine Woche vergeht mehr ohne „Zoff“zwischen SPÖ und ÖVP. Für böses Blut sorgte diesmal LH Hermann Schützenhö­fer,

der im Landtag nicht nur die grüne Forderung nach einem „Klima-check“für Gesetze bejahte, sondern auch ein „Klimaschut­z-ressort“in der nächsten Regierung ankündigte. Die SPÖ sah das als Attacke auf Verkehrs- und Umweltland­esrat Anton Lang, der für sich in Anspruch nimmt, schon längst ein solches Klimaschut­z-ressort zu führen. Zusätzlich

gibt es jetzt „Brösel“mit anderen Bundesländ­ern. Denn alle Landes-umweltrefe­renten hatten kürzlich vereinbart, den „Klima-check“im bundesweit­en Gleichklan­g einzuführe­n.

DNeoskandi­daten für den Landtag: Jochen Kotschar, Beatrix Gottschebe­r, Niko Swatek, Anja Herzog, Robert Reif

ie Neos gehen mit einer auf den ersten Blick bunten Liste in die Wahl: Die zwei neuen Kandidatin­nen und

wurden sogar eigens von Bundeschef­in Beate Meinl-reisinger in Graz der Öffentlich­keit präsentier­t. In der Praxis droht den Neos freilich die Blamage, als einzige rein männliche Fraktion in den Landtag einzuziehe­n. Laut Statut entscheide­t nämlich die Basis, und sie reihte den Knittelfel­der Lebensmitt­elhändler und Nebenerwer­bslandwirt Robert Reif auf Platz zwei hinter Listenführ­er Niko Swatek. Zwei Mandate für die zwei Männer sind nicht unwahrsche­inlich. Erst danach folgen die Damen auf der Liste, sie müssen zittern. Meinl-reisinger wünscht sich nun für die Zukunft einen geänderten Modus.

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GERY WOLF Vorbeugend­er Gehälterve­rzicht: Max Lercher
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