Kleine Zeitung Steiermark

„Ich hab Sauerteig in den Urlaub mitgenomme­n“

- Von Michael Kloiber

Traditions­bäcker Martin Auer über die schwierige Rolle als Trendsette­r, warum er in Graz investiert und wie sich die Kundenzahl in acht Jahren verdoppelt hat.

Bürde sein. Ich denke, man muss da differenzi­eren. Letztlich müssen wir unseren Beitrag im Heute suchen.

Sie sind in Graz aufgewachs­en, wie hat sich die Stadt aus Ihrer Sicht verändert?

Ich bin jeden Tag hier und nehme Veränderun­gen daher vielleicht weniger wahr. Ich kann aber sagen, was ich mir wünsche: Graz könnte noch lebendiger sein. Bestimmt ist es im Grünen auch schön, aber wenn man sich entscheide­t, in einer Stadt zu leben, darf man das auch spüren. Wenn ich länger im Büro bin und abends draußen Lärm höre, finde ich das gut. Daher ist es schade, wenn die Rollläden von Lokalen um 22 Uhr nach unten gehen. Ich bin gerne unter jungen Menschen und fühle mich jung. Wäre Graz keine Studentens­tadt, wäre ich als Mensch wohl nicht mehr so gerne hier.

Ist das der Grund, warum Sie in den letzten Jahren fast alle 30 Filialen jünger gestaltet haben?

Es ist uns wichtig, dass wir unser Design immer weiterentw­ickeln. Daran arbeite ich auch persönlich – zunächst im stillen Kämmerlein, dann stelle ich die Ideen den Kollegen vor, die direkt mit den Kunden in Kontakt sind. In Folge entwickeln wir die Vorhaben gemeinsam weiter. An der rosa Fassade für den Shop am Kaiser-josef-platz habe ich lange getüftelt. Letzten Endes entstehen alle Ideen für die Geschäfte mit dem Team im Haus, wir haben keinen Ladenbauer.

Es hat den Anschein, dass auch Mitbewerbe­r zunehmend investiert. Sehen Sie das positiv?

Klar ist es schön, Trendsette­r zu sein. Aber wir stecken viel Mühe und Energie in unsere Produkte und Shops, um uns abzuheben und einzigarti­g zu sein. Diese Differenzi­erung wird schwierig, wenn andere in deinem Windschatt­en fahren.

Sie heben sich auch in der Strategie ab: Nachdem Sie das Unternehme­n 2011 übernommen hatten, zogen Sie Ihre Ware aus dem Handel zurück. War das rückblicke­nd eine gute Entscheidu­ng?

Das war der absolut richtige Schritt, damals wie heute. Mittlerwei­le sind wir dem Handel sogar noch ferner als seinerzeit. Wir sind ein Handwerksb­etrieb, daher traue ich uns nicht zu, ein guter Lieferant für Supermärkt­e und Diskonter zu sein. Wir sind ja kein Industrieb­äcker. Aber ich kenne solche Unternehme­n – da werden maschinell 20.000 Backwaren in einer Stunde produziert, zwei Mitarbeite­r überwachen das. Ich sage nicht, dass das schlechter ist, es ist aber halt nicht unser Weg. Auch, weil wir zu den von großen Ketten geforderte­n Preisen nicht produziere­n könnten. Wir konzentrie­ren uns also rein auf unsere Filialen.

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Martin Auer verkauft seine Waren

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