„Ich hab Sauerteig in den Urlaub mitgenommen“
Traditionsbäcker Martin Auer über die schwierige Rolle als Trendsetter, warum er in Graz investiert und wie sich die Kundenzahl in acht Jahren verdoppelt hat.
Bürde sein. Ich denke, man muss da differenzieren. Letztlich müssen wir unseren Beitrag im Heute suchen.
Sie sind in Graz aufgewachsen, wie hat sich die Stadt aus Ihrer Sicht verändert?
Ich bin jeden Tag hier und nehme Veränderungen daher vielleicht weniger wahr. Ich kann aber sagen, was ich mir wünsche: Graz könnte noch lebendiger sein. Bestimmt ist es im Grünen auch schön, aber wenn man sich entscheidet, in einer Stadt zu leben, darf man das auch spüren. Wenn ich länger im Büro bin und abends draußen Lärm höre, finde ich das gut. Daher ist es schade, wenn die Rollläden von Lokalen um 22 Uhr nach unten gehen. Ich bin gerne unter jungen Menschen und fühle mich jung. Wäre Graz keine Studentenstadt, wäre ich als Mensch wohl nicht mehr so gerne hier.
Ist das der Grund, warum Sie in den letzten Jahren fast alle 30 Filialen jünger gestaltet haben?
Es ist uns wichtig, dass wir unser Design immer weiterentwickeln. Daran arbeite ich auch persönlich – zunächst im stillen Kämmerlein, dann stelle ich die Ideen den Kollegen vor, die direkt mit den Kunden in Kontakt sind. In Folge entwickeln wir die Vorhaben gemeinsam weiter. An der rosa Fassade für den Shop am Kaiser-josef-platz habe ich lange getüftelt. Letzten Endes entstehen alle Ideen für die Geschäfte mit dem Team im Haus, wir haben keinen Ladenbauer.
Es hat den Anschein, dass auch Mitbewerber zunehmend investiert. Sehen Sie das positiv?
Klar ist es schön, Trendsetter zu sein. Aber wir stecken viel Mühe und Energie in unsere Produkte und Shops, um uns abzuheben und einzigartig zu sein. Diese Differenzierung wird schwierig, wenn andere in deinem Windschatten fahren.
Sie heben sich auch in der Strategie ab: Nachdem Sie das Unternehmen 2011 übernommen hatten, zogen Sie Ihre Ware aus dem Handel zurück. War das rückblickend eine gute Entscheidung?
Das war der absolut richtige Schritt, damals wie heute. Mittlerweile sind wir dem Handel sogar noch ferner als seinerzeit. Wir sind ein Handwerksbetrieb, daher traue ich uns nicht zu, ein guter Lieferant für Supermärkte und Diskonter zu sein. Wir sind ja kein Industriebäcker. Aber ich kenne solche Unternehmen – da werden maschinell 20.000 Backwaren in einer Stunde produziert, zwei Mitarbeiter überwachen das. Ich sage nicht, dass das schlechter ist, es ist aber halt nicht unser Weg. Auch, weil wir zu den von großen Ketten geforderten Preisen nicht produzieren könnten. Wir konzentrieren uns also rein auf unsere Filialen.