Wir bitten dich, erhöre uns!
Ernst Windbichler,
Pfarrer in Spittal an der Drau
Seltsames Gottesbild: Man muss dem lieben Gott nur so lang auf die Nerven gehen, bis er nicht mehr anders kann, als mir zu helfen. Die Lästigen werden erhört. Leistung zählt. Oder doch eher so: Wenn schon böse Menschen zum Guten fähig sind, wie viel mehr dann Gott, der doch die Güte und Liebe in Person ist. Da bohrt jetzt aber eine berechtigte Frage in uns: Ist das im Leben wirklich so? Haben nicht eher die meisten Menschen das Gefühl, ihr Gebet geht ins Leere, lassen wir’s lieber?
Es hilft eine Änderung des Blickwinkels: Beten heißt auch: Ich kreise nicht mehr um mich selber, bin von höchster Stelle angesehen und angehört, darf mich öffnen und loslassen, darf mich einüben in den Gedanken, dass Gott nicht immer so und dann gibt, wie wir es gern hätten. Aber er hält mich aus. Ich rede und schweige, ich klage und danke nicht ins Leere, das ist doch auch schon Geschenk genug. Es muss nichts herausschauen, es müssen dem guten Gott keine Handlungsanweisungen gegeben werden, außer wenn ich auch bereit bin, ihm beim Handeln zu helfen, für ihn Hand und Fuß und Mund zu sein. Es muss auch nicht immer die Not sein, die uns beten lehrt. Wahrscheinlich gibt es so viele verschiedene Arten des Betens und Glaubens, wie es Menschen gibt. Jede hat ihr Recht, solange der Mensch nur ehrlich in Liebe und Freiheit auf der Suche bleibt.
So vieles gäbe es noch zu sagen über die Art und Weise des Betens, über die Gebetsschule Jesu und auch seiner Heiligen. Mitnehmen dürfen wir auf jeden Fall, dass das Beten immer nützlich ist, nicht, weil wir damit Gott verändern, sondern weil wir uns dadurch selber verändern nach innen und nach außen und so wieder vertrauensvoller und bewusster leben können.