Wer hat eigentlich gewonnen?
Laut Benjamin Netanjahu stellte die gezielte Tötung eines hochrangigen Islamisten Israels Abschreckung wieder her. Doch ganz so einfach ist die Rechnung nicht. Wer sind die Sieger des neuesten Schlagabtauschs zwischen Israel und Gaza?
entgingen so Einnahmen im Wert von Hunderten Millionen Euro.
Das Image als sicheres Reiseland nahm Schaden: So teilten die Nationalmannschaften Argentiniens und Polens mit, sie erwögen, die Freundschaftsspiele in Israel abzusagen. Der Beginn einer begrenzten Krise genügte, um Israels Normalität zu zerstören – ein bedeutender Erfolg des PIJ. eswegen kann die Terrormiliz aber nicht zufrieden sein. Zwar beteuert die Hamas ihre Solidarität, de facto hielt sie sich aus den Kämpfen heraus. Vielleicht kommt es den islamistischen Machthabern Gazas gelegen, dass Israel ihren Rivalen in Stücke bombt, schließlich hatte der
DPIJ die Strategie der Hamas offen kritisiert oder gar untergraben. Netanjahu bekämpft aber Islamisten, indem er die Herrschaft der Hamas stärkt. Das ist kaum ein außenpolitischer Erfolg. Innenpolitisch könnte er aber zu den Gewinnern der Eswirtschaft kalation gehören. Die Kämpfe haben die Gemüter auf beiden Seiten erhitzt. Das stellte Israels arabische Politiker vor ein Dilemma: Sie solidarisieren sich mit ihrem Volk in Gaza, andererseits hatten sie gerade damit begonnen, sich Israels wichtigster Oppositionspartei Blau-weiß anzunähern. Man verfolgt dasselbe Ziel: Netanjahu abzusetzen, notfalls durch ein informelles Bündnis in Form einer von außen gestützten Minderheitsregierung.
Doch Blau-weiß stellte sich in der Krise hinter Netanjahu. So entstand ein unüberbrückbarer Graben zur zionistischen Opposition. Die Bildung einer nationalen Einheitsregierung wird so wieder wahrscheinlicher, die Netanjahu erneut als Premier führen könnte. ie größten Gewinner betraten die Bühne erst, als die Krise längst ausgebrochen war: Ägypten, ein Staat am Rande des Bankrotts, dessen Herrscher Abdel Fatah al-sisi ob seiner autokratischen Tendenzen international zusehends isoliert ist. Kairo erweist sich als unersetzlicher Vermittler, der auch Druck ausüben kann, um einen Krieg zu verhindern und einen Waffenstillstand herbeizuführen. Der andere Gewinner der Krise wurde Dienstagmittag vereidigt: Netanjahus Rivale Naftali Bennett, einst Chef der Siedlerpartei, wähnte sich schon fast am Ende seiner politischen Karriere. Doch Netanjahu ernannte ihn überraschend zum Verteidigungsminister. Damit wollte er verhindern, dass Bennett zur Opposition überläuft und so den Premier stürzt. iese mächtige Position gibt Bennett eine Chance, sich zu profilieren. Sollte gegen Netanjahu in naher Zukunft wie erwartet wegen Korruption Anklage erhoben werden, wäre die Position das beste Sprungbrett, um sich als neuer Anführer von Israels rechtem Lager und Nachfolger des Langzeitpremiers zu etablieren.
DD