Da, wo die Buhlschaft killt
„jedermann (stirbt)“von Ferdinand Schmalz in Graz: Im Wurstwagen geht das Spiel vom Sterben in gottlosen Zeiten an.
Die Geschäfte? Laufen bestens. Das wird im Garten des Großunternehmers gefeiert, und zwar hinter hohen Mauern, weil: „Ohne Festung kein Fest!“Na dann: Schampus und Häppchen aus dem schicken Wurstwagen für die Bling-bling-bussi-bussi-gesellschaft!
Unter die mengt sich aber bald der arme Nachbar Gott (Henriette Blumenau) und eine androgyne Verführerin: die Buhlschaft Tod (Lukas Walcher).
Der steirische Dramatiker Ferdinand Schmalz hat für sein 2018 am Wiener Burgtheater uraufgeführtes Stück „jedermann (stirbt)“Hugo von Hofmannsthals berühmtes „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“kräftig durchgerührt und dessen Personal neu vernietet. Statt Schuldund-erlösungs-meditation im Stil mittelalterlicher Mysterienspiele gibt es im Schauspielhaus Showdown im Superverdienermilieu – und die Frage: Was bleibt am Ende des
Diesseits, wenn das Jenseits abgeschafft ist?
Bei Schmalz wird aus Hofmannsthals sterbendem Büßer ein Sündenbock, dessen Opfer der „teuflisch guten Gesellschaft“das Weitermachen wie bisher ermöglicht. Daniel Foerster kleidet den Totentanz um den eiskalten Superdealer Jedermann (Raphael Muff ) in knallbunte Szenen, in denen die Schauspieler gern zum Mikro greifen und Gruselsongs im Stil alpiner Schlager anstimmen. Da, wo die Buhlschaft killt, werden die Schmalz’schen Sprachpointen sparsam gesetzt, stattdessen baut die Inszenierung auf Burleske – mit heftig akklamierten Gustostückerln von Fredrik Jan Hofmann und Nico Link als Vettern, Katrija Lehmann als Mammon und Charity. Lustig!
Regisseur Daniel Foerster
Von Ferdinand Schmalz. 22./26. 11.; 6./13./ 18./20. 12. Schauspielhaus 2, Graz. Karten: Tel. (0316) 8000. www.schauspielhaus-graz.com