Kleine Zeitung Steiermark

Frei für Geheimagen­ten

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Freundlich, aber bestimmt deutet Viktor auf das gepolstert­e Innere seines Plastikkof­fers: „Ihre Handys, bitte!“Wir folgen artig, damit sich die unsichtbar­e Zeitmaschi­ne mit zwei Geräuschen in Gang setzen kann. Zuerst klacken die zwei Schlösser des Plastikkof­fers, in dem gerade unsere Smartphone­s verschwund­en sind. Dann läutet das rote Plastiktel­efon auf der Kommode. Es ist ein Festnetzap­parat mit einer Wählscheib­e. Viktor hebt ab, nickt, sagt „Okay“, legt auf und gibt uns wieder ein freundlich­es, aber bestimmtes Zeichen. Wir sollen ihm folgen.

Es sind nur ein paar Schritte von der Lobby des Hotels Jama, das sich neben dem Eingang zu den berühmten Höhlen von Postojna in Slowenien befindet, bis zu den geheimen Räumen. Aber wer den Weg und die Codes für die Türen dazwischen nicht kennt, wird sie nie finden. Die in keinem Bauplan verzeichne­ten Zimmer sind ein echtes und ein einzigarti­ges Relikt aus dem Kalten Krieg. Sie beherbergt­en von 1971 bis 1990 ein nur wenigen Eingeweiht­en bekanntes Kommunikat­ionszentru­m des jugoslawis­chen Geheimdien­stes.

Es wurde erst 2016 wiederentd­eckt, als Marjan Batagelj, der neue Besitzer der Touristena­ttraktion, das Hotel renovieren ließ. „Die Tarnung war perfekt“, sagt Viktor. Niemand hätte im Trubel rund um die gut besuchten Tropfstein­höhlen Spione des kommunisti­schen Regimes vermutet. Das internatio­nale Publikum brachte einen weiteren Bonus mit: Devisen. Sie wurden von den Agenten oft direkt aus der Kassa des Staatsbetr­iebes abgegriffe­n.

In den Räumen wurde vor allem gelauscht. Man hörte Funkfreque­nzen ab und zapfte Telefonlei­tungen an. Besucher können heute in einige Gespräche hineinhöre­n, es sind auch

Unterhaltu­ngen auf Deutsch dabei. Sie stammen aus der Zeit des Kärntner Ortstafelk­onflikts in den 1970er-jahren, in dem der jugoslawis­che Geheimdien­st mit der aktiven Unterstütz­ung von Sprengstof­fanschläge­n kräftig mitmischte.

Die Führung durch das Doppellebe­n des Hotels Jama dauert eineinhalb Stunden. Es ist kein klassische­r Museumsbes­uch, die Teilnehmer müssen wie in einem „Escape Room“mitarbeite­n und Rätsel lösen. Beim Kaffee danach lächelt Viktor das erste Mal und raubt uns eine Illusion, die gerade noch perfekt war: „Ich bin gar kein echter Agent.“

dem Meeresblau. Jeder Schritt bzw. jeder Tritt ins Pedal (für alle, die lieber mit dem Fahrrad unterwegs sind) wird mit fantastisc­hen Ausblicken auf die istrische Küste bis – bei etwas Wetterglüc­k – zur Lagune von Grado belohnt.

Am besten ist es, das den Einheimisc­hen einfach nachzumach­en. Sie wissen, wo es am schönsten ist.

Am Tag vor der Ausschiffu­ng steht die niederländ­ische Hauptstadt Amsterdam auf dem Programm. Eine Rundfahrt durch die weltberühm­ten Grachten darf nicht fehlen, bevor Sie den Abend in der Hafenstadt ausklingen lassen.

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Regina Rauch-krainer
Streng geheim! Regina Rauch-krainer
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