Kleine Zeitung Steiermark

Immer der Nase nach

- Von Carmen Oster

Warum wir manche Menschen nicht riechen können und Riechstöru­ngen auf Krankheite­n hinweisen können: Geruchsfor­scher Johannes Frasnelli klärt auf.

noch wahr, aber eben nicht mehr die Feinheiten, die Aromen. Das heißt, jedes Mal, wenn wir etwas im Mund haben, riechen wir das. auch durch verschiede­ne Viruserkra­nkungen hervorgeru­fen werden. Manchmal kann es bei älteren Personen sein, dass nach einer starken Grippe der Geruchssin­n nicht mehr zurückkehr­t. In manchen Fällen weiß man auch gar nicht, wodurch der Verlust des Geruchssin­ns ausgelöst wurde. Sehr häufig bemerken Menschen mit einer Riechstöru­ng gar nicht, dass sie eine haben. Sie sind aber häufiger von Depression­en betroffen und haben weniger soziale Kontakte.

Sie beschreibe­n in Ihrem Buch, dass Alzheimer- und Parkinsonp­atienten lange vor den ersten Symptomen der Krankheit der Geruchssin­n abhandenko­mmt. Warum?

Beide Erkrankung­en zählen zu den neurodegen­erativen Erkrankung­en. Hier sterben Neuronen, also Nervenzell­en in gewissen Bereichen des Gehirns ab. Forscher haben festgestel­lt, dass Menschen mit Parkinson oder Demenz zu 95 Prozent der Fälle unter einer Riechstöru­ng leiden. Und dass diese Störungen, den motorische­n Störungen bei Parkinson und den kognitiven Störungen von Alzheimer zehn bis 15 Jahre vorausgehe­n. Die Ursache dafür ist, dass die Degenerati­on auch in den Riechzentr­en stattfinde­t und dort noch früher als in den anderen Zentren. Jetzt könnte man hergehen und alle Menschen untersuche­n, ob sie eine Riechstöru­ng haben und damit eine Früherkenn­ung für Alzheimer und Parkinmer

son erreichen. Das Problem ist aber, dass man den Geruchssin­n auch aus vielen anderen Gründen verlieren kann. Wir müssen also versuchen, krankheits­spezifisch­e Beeinträch­tigungsmus­ter bei der Riechstöru­ng zu finden. Wenn wir feststelle­n können, da gibt es eine Beeinträch­tigung des Geruchssin­ns, die typisch ist, dann können wir zehn bis 15 Jahre früher sagen, dass da einmal Parkinson entsteht und Methoden entwickeln, um den Verlauf der Krankheit aufzuhalte­n oder abzubremse­n. Und vielleicht schafft man es auch, das Auftreten der Erkrankung hinauszuzö­gern.

Manche Menschen können Farben riechen oder Töne schmecken. Wie funktionie­rt das?

Sie meinen Synästhete­n. Synästhesi­e ist keine Erkrankung, sondern eine Kondition, in der Eindrücke in einer Sinnesmoda­lität in einer anderen Sinnesmoda­lität wahrgenomm­en werden. Aber in gewisser Hinsicht sind wir alle Synästhete­n. Nehmen wir die beiden Fantasiewö­rter „Zetze“und „Mumumbu“, hier empfinden wir eines als härter und eines als weicher. Hier verwenden wir dann ja auch Begriffe aus der Tastmodali­tät, um diese Hörinforma­tion zu beschreibe­n. Es gibt aber auch ganz extreme Fälle, wo Menschen alle Gerüche mit Farben verbinden oder Formen mit

Tönen.

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