„Lernen ist die Einstellung, interessiert zu sein“
Erwachsenenalter, hier gibt es keine Prüfung, es gibt keinen Druck, weil man es für sich selbst macht. Das ist Voraussetzung für Lernen als Hobby.
Mit Ihrem Buch sprechen Sie speziell wissenshungrige Erwachsene an, die lernen wollen. Warum heben Sie das so hervor?
Schauen wir uns einen klassischen Lebenslauf an. In jungen Jahren absolviert man eine Ausbildung, dann tritt man irgendwann ins Berufsleben ein, wo am Anfang vielleicht auch alles noch neu ist. Irgendwann hören wir aber tatsächlich auf, zu lernen. Viele Erwachsene haben auch die Idee, dass sie gar nicht mehr lernen könnten. Die Gehirnforschung aber zeigt uns: Wir bleiben ein Leben lang lernfähig. Vor allem bleiben wir es, wenn wir tatsächlich lernen.
Also kann man es schon verlernen?
In dem Moment, in dem wir mit dem Lernen aufhören, verlernen wir auch ein bisschen das Wie. Das heißt also, man muss, egal ob man 30 oder 60 ist, wieder hineinkommen, wenn man es länger nicht getan hat. Wobei verlernen ein schwieriger Ausdruck ist, weil viele bereits in der Schule nicht richtig, also nicht nachhaltig lernen.
Die einen lernen besser, wenn sie den Stoff sehen, andere müssen ihn hören ... Was ist dran an Lerntypen?
Sie sind ein bisschen überbewertet, weil man Menschen nicht in Schubladen stecken kann. Es stimmt schon, dass wir alle verschiedene Vorlieben und Fertigkeiten haben, aber daraus abzuleiten, dass der eine so und der andere andersherum lernen muss, führt in den meisten Fällen dazu, dass wir uns einschränken. Besser ist es, eine ganzheitliche und vielfältige Lernstrategie anzuwenden.
Viele haben ja mit Familie und Beruf ohnehin schon einen vollen Kalender. Wie lässt sich das Lernen geschickt in diesen stressigen Alltag packen?
Hier geht es um Organisation. Gerade im Erwachsenenalter ist es eine Frage des Zeitmanagements. Man muss sich aber nicht nur die Frage stellen, wann lerne ich, sondern auch, wo? Bei Kindern ist es selbstverständlich, dass sie einen Schreibtisch haben. Erwachsene haben ja oft allein schon den Platz nicht. Deswegen würde ich empfehlen, Zeit einzuplanen und einen passenden Ort zu finden.
Lernen hängt mit Neugier zusammen. Kommt sie uns mit dem Alter abhanden?
Wir gehen oft sehr passiv durch den Alltag. Uns ist so vieles egal. Wir hören etwas, kennen es nicht, aber es interessiert uns auch nicht. Und was wir nicht kennen, wollen wir schon gar nicht hören. Man sollte versuchen, offener durch den Alltag zu gehen. Dass man zum Beispiel bei einem Ländernamen, den man nicht kennt, nachsieht, wo das liegt. Dafür muss man auch keine Zeit einplanen, das ist ein Lebensstil, eine Einstellung, interessiert zu sein.
Zum Schluss eine persönlichere Frage: Sie haben einen IQ von 136. Fühlen sich andere von Ihnen eingeschüchtert?
Beim Ausgehen kann man Männer schon ordentlich verschrecken. Im beruflichen Kontext habe ich aber nur positive Erfahrungen gemacht. Es erfordert Fingerspitzengefühl. Außerdem würde ich nicht davon ausgehen, dass Menschen mit einem höheren IQ in allen Situationen die besseren Entscheidungen treffen. Ich würde mich auch nie über andere Menschen stellen aufgrund dieses einen Wertes.
Katharina Turecek widmete ihr neues Buch lernhungrigen Erwachsenen. Wie man es schafft, dass Lernen zum Hobby wird.