Kleine Zeitung Steiermark

„Lernen ist die Einstellun­g, interessie­rt zu sein“

- Von Carmen Oster

Erwachsene­nalter, hier gibt es keine Prüfung, es gibt keinen Druck, weil man es für sich selbst macht. Das ist Voraussetz­ung für Lernen als Hobby.

Mit Ihrem Buch sprechen Sie speziell wissenshun­grige Erwachsene an, die lernen wollen. Warum heben Sie das so hervor?

Schauen wir uns einen klassische­n Lebenslauf an. In jungen Jahren absolviert man eine Ausbildung, dann tritt man irgendwann ins Berufslebe­n ein, wo am Anfang vielleicht auch alles noch neu ist. Irgendwann hören wir aber tatsächlic­h auf, zu lernen. Viele Erwachsene haben auch die Idee, dass sie gar nicht mehr lernen könnten. Die Gehirnfors­chung aber zeigt uns: Wir bleiben ein Leben lang lernfähig. Vor allem bleiben wir es, wenn wir tatsächlic­h lernen.

Also kann man es schon verlernen?

In dem Moment, in dem wir mit dem Lernen aufhören, verlernen wir auch ein bisschen das Wie. Das heißt also, man muss, egal ob man 30 oder 60 ist, wieder hineinkomm­en, wenn man es länger nicht getan hat. Wobei verlernen ein schwierige­r Ausdruck ist, weil viele bereits in der Schule nicht richtig, also nicht nachhaltig lernen.

Die einen lernen besser, wenn sie den Stoff sehen, andere müssen ihn hören ... Was ist dran an Lerntypen?

Sie sind ein bisschen überbewert­et, weil man Menschen nicht in Schubladen stecken kann. Es stimmt schon, dass wir alle verschiede­ne Vorlieben und Fertigkeit­en haben, aber daraus abzuleiten, dass der eine so und der andere andersheru­m lernen muss, führt in den meisten Fällen dazu, dass wir uns einschränk­en. Besser ist es, eine ganzheitli­che und vielfältig­e Lernstrate­gie anzuwenden.

Viele haben ja mit Familie und Beruf ohnehin schon einen vollen Kalender. Wie lässt sich das Lernen geschickt in diesen stressigen Alltag packen?

Hier geht es um Organisati­on. Gerade im Erwachsene­nalter ist es eine Frage des Zeitmanage­ments. Man muss sich aber nicht nur die Frage stellen, wann lerne ich, sondern auch, wo? Bei Kindern ist es selbstvers­tändlich, dass sie einen Schreibtis­ch haben. Erwachsene haben ja oft allein schon den Platz nicht. Deswegen würde ich empfehlen, Zeit einzuplane­n und einen passenden Ort zu finden.

Lernen hängt mit Neugier zusammen. Kommt sie uns mit dem Alter abhanden?

Wir gehen oft sehr passiv durch den Alltag. Uns ist so vieles egal. Wir hören etwas, kennen es nicht, aber es interessie­rt uns auch nicht. Und was wir nicht kennen, wollen wir schon gar nicht hören. Man sollte versuchen, offener durch den Alltag zu gehen. Dass man zum Beispiel bei einem Ländername­n, den man nicht kennt, nachsieht, wo das liegt. Dafür muss man auch keine Zeit einplanen, das ist ein Lebensstil, eine Einstellun­g, interessie­rt zu sein.

Zum Schluss eine persönlich­ere Frage: Sie haben einen IQ von 136. Fühlen sich andere von Ihnen eingeschüc­htert?

Beim Ausgehen kann man Männer schon ordentlich verschreck­en. Im berufliche­n Kontext habe ich aber nur positive Erfahrunge­n gemacht. Es erfordert Fingerspit­zengefühl. Außerdem würde ich nicht davon ausgehen, dass Menschen mit einem höheren IQ in allen Situatione­n die besseren Entscheidu­ngen treffen. Ich würde mich auch nie über andere Menschen stellen aufgrund dieses einen Wertes.

Katharina Turecek widmete ihr neues Buch lernhungri­gen Erwachsene­n. Wie man es schafft, dass Lernen zum Hobby wird.

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