Erleichterung
Henrik Kristoffersen holte sich den Sieg in Levi und damit den ersten in der „Nachhirscher-ära“. Den Österreichern war diese Erleichterung nicht vergönnt – sie verkrampften zu sehr.
Nach dem Weltcupauftakt von Sölden, da meinten manche schon, dass Henrik Kristoffersen nach dem Abgang von Marcel Hirscher den Triumph vielleicht zu sehr wollte. So sehr, dass er verkrampfte. Aber im Slalom von Levi bewies der Norweger, dass er dieses Jahr tatsächlich der erste Anwärter auf die Nachfolge des Skikönigs ist. Denn der 25-Jährige fing im zweiten Lauf noch den klar führenden Franzosen Clement Noel (der allerdings einen schweren Fehler machte) ab und holte sich so den ersten Slalomsieg in der Nach-hirscher-ära.
„Der Sieg“, meinte er dann, „war schon ein bisserl wichtig.“Wenngleich er nach dem 18. Platz in Sölden nicht in Panik verfallen sei. „Ich hatte keinen Stress. Wir wussten, dass viel Arbeit wartet. Und wir wissen, dass in dieser Saison alles möglich ist. So, wie ich wusste, dass man hier das Rennen im Steilen gewinnen kann. Und das ist mir gelungen.“Pikant: Während also Kristoffersen in Sölden noch schwächelte, war es diesmal Sölden-sieger Alexis Pinturault, der seine Leistung nicht brachte, sich als 36. nicht einmal für den zweiten Lauf qualifizierte.
Die Leistung nicht nach Wunsch erbracht haben auch die Österreicher. Der Beste war Christian Hirschbühl, der nach Rang vier
zur Halbzeit Siebenter wurde. „Vor dem Rennen hätte ich Platz sieben genommen. Jetzt bin ich enttäuscht. Ich wollte im zweiten Lauf Grün sehen, das ist nicht gelungen. Da darf und muss man auch selbstkritisch sein“, analysierte er. Dass der zweite Lauf – von einem österreichischen Trainer – vielleicht zu gerade gesetzt war und ihm nicht gerade in die Hände spielte, bedauerte der Vorarlberger: „Aber das soll keine Ausrede sein.“
Selbstkritik brachten auch Michael Matt (11.) oder Manuel Feller (15.) an. „Das war einfach keine gute Leistung“, meinte Matt, der sich besonders viel vorgenommen hatte. Und Feller gestand ein, sich diesmal in der Abstimmung im ersten Lauf „vergriffen“zu haben. „Das war
leider schlecht. Im zweiten Lauf hätte es dann gepasst, dann habe ich aber kurz wieder einmal den alten Manuel rausgelassen und bin zu sehr Harakiri gefahren – da kam dann eben ein schwerer Fehler“, meinte der frischgebackene Herr Papa.
Der Fieberbrunner sah aber auch noch eine Ursache für das nicht wunschgemäße Abschneiden der Slalom-asse aus Österreich: „Wir drei, vier sind jetzt das Team, an dem die Erwartungen hängen. Da ist halt teilweise Verkrampfung da“, sagte Feller, wollte aber auch das nicht überbewerten: „Das soll keine Entschuldigung sein. Wir können nur hart weiterarbeiten.“
Arbeiten – das will auch Kristoffersen. Wie groß die Erleichterung nach dem Sieg tatsächlich war, zeigten die Bilder seines Jubels, als Noel geschlagen war. Und auch für das gewonnene Rentier hatte er einen Namen parat: „Das ist Trenki – benannt nach Robert Trenkwalder, meinem Chef bei Red Bull.“
Weitere Österreicher:
11. Michael Matt +1,00; 15. Manuel Feller +1,21, 20. Marc Digruber +1,46; 25. Marco Schwarz +1,82.
Nicht im 2. Lauf: 38. Dominik Raschner; 52. Matthias Graf
Ausgeschieden u. a.:
Johannes Strolz (AUT), Dave Ryding (GBR)
1. Lauf:
1. Noel 54,55; 2. Ryding +0,39; 3. Zenhäusern +0,66; 4. Kristoffersen +0,68; 5. Hirschbühl +0,78.
2. Lauf:
1. Jakobsen 52,70; 2. Straßer +0,14; 3. Zubcic (CRO) +0,28 ... 7. Kristoffersen +0,62; 10. Feller +0,79; 16. Matt +0,94. Gesamtweltcup:
1. Kristoffersen 113; 2. Pinturault (FRA) 100; 3. Faivre (FRA) und Noel, je 80 ...
13. Feller 28; 15. Hirschbühl 36.
Nächstes Rennen – 30. November: Abfahrt Lake Louise (20.15 Uhr/live ORF 1)