Kleine Zeitung Steiermark

Rendi-wagner und die Genossen

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Pamela Rendi-wagner mag nicht die ideale Vorsitzend­e sein. Fakt ist aber, dass sie die Einzige war, die im Herbst 2018 willens war, Verantwort­ung zu übernehmen, nachdem Christian Kern überrasche­nd alles hingeworfe­n hatte. Es scheint das Schicksal von Frauen in der Sozialdemo­kratie zu sein, allenfalls in Krisensitu­ationen zum Zug zu kommen und selten bis nie mit der Loyalität oder gar der Unterstütz­ung der (mächtigen) männlichen Genossen rechnen zu können.

Aktuell sind aber auch die Spö-frauen auffallend schweigsam – nicht nur, was die Angriffe auf die Vorsitzend­e angeht. Auch die Diskussion um den Reformproz­ess findet offenbar ohne die Frauenorga­nisation statt. Jedenfalls ist sie in dieser wichtigen Phase kaum wahrnehmba­r.

Festzuhalt­en bleibt: Den männlichen Parteigran­den war die eigene Karriere näher als das Schicksal der Partei. Als Zwischenlö­sung darf dann gerne eine Frau einspringe­n. Es ist aber offensicht­lich, dass die Messlatten für Frauen und Männer unterschie­dlich sind. Selbst wenn die Vorsitzend­e gelegentli­ch ungeschick­t agiert – hätte sie ein Team, das sie stützt, wäre das ein gering(er)es Problem. Gleichzeit­ig sitzt der Tiroler Spö-vorsitzend­e offenbar fest im Sattel, obwohl er mit seinen monatliche­n Eskapaden längst nicht mehr nur die Landespart­ei diskrediti­ert, sondern schon längst das Potenzial hat, die Bundespart­ei zu schädigen. Warum man eine kompetente Politikeri­n wie Elisabeth Blanik durch Georg Dornauer ersetzt hat, fragen sich inzwischen vermutlich viele. iele fragen aber auch, ob die SPÖ ein Problem mit Frauen hat. Der Umgang mit Rendi-wagner, die wenig hilfreiche­n, öffentlich­en Zurufe, selbst von Funktionär­en aus der dritten Reihe, die Wahlnieder­lagen nun einzig der Vorsitzend­en zuschreibe­n, müsste sich ein Mann kaum gefallen lassen. Die SPÖ kann und sollte es sich nicht leisten, als Männerbund zu erscheinen. Nach Erneuerung sähe das nicht aus. Überdies braucht die Republik eine parlamenta­rische Linke, die ernsthafte Opposition­spolitik betreiben und inhaltlich­e Akzente setzen kann, anstatt sich in Diskussion­en um die Parteiführ­ung zu ergehen. Alexandra Weiss ist Politikwis­senschaftl­erin an der Universitä­t Innsbruck

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