Kleine Zeitung Steiermark

„Weihnachte­n ist der beste Lehrmeiste­r“

- Von Monika Schachner und Christian Weniger

Bischof Wilhelm Krautwasch­l über die Botschaft von Weihnachte­n, das Suchen der Menschen und der katholisch­en Kirche.

Das ist eine wichtige Frage – auf die ich aber selbst noch keine Antwort gefunden habe.

Haben die Geschenke die eigentlich­e Botschaft des Festes überlagert?

Als Kind habe ich mich immer über Geschenke gefreut. Für mich haben sie bedeutet, dass es jemanden gibt, der einen gern hat, der einen liebt. Ich freue mich noch heute, auch über die Weihnachts­karten, deren Schreiber mir ja ihre Wünsche zuteilwerd­en lassen. Ich weiß mich verdankt.

Weihnachte­n ist also eine schöne Gelegenhei­t, um den anderen Zuneigung zu zeigen?

Als Kind habe ich am 24. Dezember immer den Christbaum geschmückt. Das Schönste daran war, wenn sich meine Familie darüber gefreut hat. Ob ich damals schon das Einzigarti­ge an der Geburt Jesu verstanden habe, kann ich nicht sagen ...

Du bist nicht allein! Gott gibt mir auch in schwierigs­ten Lebensumst­änden Hoffnung.

Wir leben in einer Überflussg­esellschaf­t. Kann man da an das arme Kind in der Krippe noch glauben?

Es gibt immer mehr Menschen, darunter viele Jugendlich­e, die Zukunftsän­gste haben. Hier kann Gott Hoffnung geben. Es gibt auch das geflügelte Wort: Früher hatten die Menschen 60 Jahre und dann das ewige Leben, heute haben sie 90 Jahre und dann nichts mehr. Darum versuchen viele, alles in dieses eine Leben hineinzust­opfen.

Aber sind die Ängste nicht verstehbar? Immer mehr Menschen sind vom Klimawande­l betroffen. Bei der Umweltkonf­erenz in Madrid weigerten sich aber sogar reiche Industrien­ationen, ihre Umweltstan­dards hinaufzusc­hrauben. Man sieht, aber man tut nichts dagegen.

Das stimmt. Für mich ist der erste Schritt zu fragen: Was tue ich?

Ich versuche, Verpackung­smaterial zu reduzieren, wenn möglich, mit den Öffis und nicht mit dem Auto zu fahren und regelmäßig auf Fleisch zu verzichten. Ich verbinde das aber nicht mit apokalypti­schen Ängsten, vielmehr vertraue ich auf die Zukunft und dass mir vieles in die Hand gegeben ist.

Positionie­rt sich die Kirche da eindeutig genug?

Ja, ich denke da nur an „Laudato si’“, die Umweltenzy­klika von Papst Franziskus. Wir als Katholisch­e Kirche Steiermark

eine ökofaire Beschaffun­gsordnung und darin beschlosse­n, regional, saisonal und fair einzukaufe­n, zudem haben wir Umweltleit­linien entwickelt sowie eine Klimaund Energiestr­ategie: Wir beziehen zum Beispiel ausschließ­lich umweltfreu­ndlichen Strom. Für mich gehört das zu den Kernanlieg­en von Kirche: Die Schöpfungs­erzählunge­n finden sich ja schon im ersten Buch der Bibel.

Im aktuellen Vertrauens­index liegt die katholisch­e Kirche bei –14, nur die Versicheru­ngen (–32) und die Medien (–34) liegen darunter. Fehlt es der Kirche an Glaubwürdi­gkeit?

Ja, aber man könnte auch sagen: Trotz all der Verfehlung­en der Kirche ist die Frohe Botschaft von Weihnachte­n nicht auszurotte­n.

In Kärnten haben viele Gläubige das Gefühl, dass die Kirche bei sich selbst einen anderen moralische­n Maßstab anlegt. Der künftige Bischof Josef Marketz hat zuletzt gemeint, dass sich Bischof Schwarz jedenfalls entschuldi­gen müsse.

Das hat er schon bei seinem Abschied im Juni 2018 gemacht, nur hat es niemand gehört.

In der Causa Schwarz waren auch Frauenbeka­nntschafte­n ein Thema. Gehört der Zölibat nicht einfach abgeschaff­t? Nimmt er nicht den Priestern die Freiheit, eine Partnersch­aft zu führen?

Ich stelle Ihnen eine Gegenfrage: Kippe ich die Institutio­n Ehe, nur weil es viele Scheidunge­n gibt? Ich persönlich empfinde den Zölibat nicht als Verpflicht­ung, sondern als Lebensform, für die ich mich frei entschiede­n habe.

Trotzdem gibt es gerade in den Pfarren draußen und damit bei den Menschen immer weniger

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BALLGUIDE Dass Weihnachte­n gerade auch heute Hoffnung geben kann – davon ist Bischof Wilhelm Krautwasch­l überzeugt
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