Kleine Zeitung Steiermark

Parlament der Bürgermeis­ter

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Budapest, Warschau, Prag und Bratislava proben den Aufstand gegen ihre nationalen Regierunge­n. Vor allem deren Eu-ablehnung und Populismus stoßen den Bürgermeis­tern der Hauptstädt­e auf. Sie fordern von der EU direkte Unterstütz­ungszahlun­gen für kommunale Projekte ohne die Bettelei bei ihren ideologisc­h anders gepolten Staats- und Regierungs­chefs. Die Idee, dass Metropolen besser zusammenar­beiten als Staaten, ist nicht neu. Der Us-politologe Benjamin Barber meinte bereits 2013, dass Bürgermeis­ter geeigneter wären, die Welt zu regieren, weil diese viel pragmatisc­her handeln. 2016 traf sich das von Barber gegründete Weltparlam­ent der Bürgermeis­ter zum ersten Mal.

Der Pakt zwischen den Bürgermeis­tern der Visegrád-staaten Ungarn, Polen, Tschechien und Slowakei hat wohl weniger gemeinsame­s Regieren im Sinn, sondern

„Es wäre spannend mehr gegenseiti­ge Rückenstär­kung. zu sehen, Ob daraus welche Gemeinsamk­eiten politische Projekte erwachsen, die auch für die das

nationalen Regierunge­n rote Klagenfurt

von Viktor Orbán, Mateusz unddasschw­arze Morawiecki, Andrej Graz finden Babiˇs und Peter Pellegrini gefährlich werden, würden.“ist unsicher. Zu unterschie­dlich sind politische Herkunft und Rahmenbedi­ngungen der vier Bürgermeis­ter. Was der Pakt allerdings zeigt, sind die inzwischen enormen Unterschie­de zwischen Stadt und Land in manchen Mitgliedst­aaten der EU. n der Steiermark und Kärnten sind diese Gräben noch nicht so ausgeprägt, dass sich Klagenfurt und Graz direkt an Brüssel wenden. Obwohl es spannend wäre zu sehen, welche Gemeinsamk­eiten das rote Klagenfurt und das schwarze Graz finden würden. Jedenfalls wahrschein­lich mehr als mit den schrumpfen­den ländlichen Regionen im eigenen Bundesland. Auf Bundeseben­e könnten ÖVP, deren Wähler vor allem in kleinen Gemeinden zu finden sind, und Grüne mit ihren urbanen Hochburgen diese Gegensätze zusammenfü­hren: zwischen Stadt und Land, zwischen liberal und konservati­v, zwischen Aufbruch und Rückzug. Diese breite Allianz könnte ein gutes Zeichen für den Start ins dritte Jahrzehnt sein.

Kathrin Stainer-hämmerle lehrt Politikwis­senschaft an der Fachhochsc­hule Kärnten

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