Kleine Zeitung Steiermark

Syrien blieb 2019 der Brennpunkt

- Von Thomas Golser

Weltweit sind heuer insgesamt 27 kriegerisc­he Auseinande­rsetzungen verzeichne­t worden.

Die Bilanz bleibt blutrot: „Gegenüber dem Vorjahr gab es kaum Veränderun­gen, die als relative Entspannun­g interpreti­ert werden könnten“, hält Wolfgang Schreiber der Hamburger Arbeitsgem­einschaft Kriegsursa­chenforsch­ung (AKUF) der Universitä­t Hamburg im Interview fest. 28 Kriege und bewaffnete Konflikte waren es 2018 – auf 27 kam unser Planet laut bald erscheinen­dem Jahresberi­cht heuer.

Besonders dramatisch ist die Lage in Syrien, hält man bei der AKUF fest: Der Krieg zwischen Regierung und diversen Opposition­sgruppen mit den Kämpfen um das letzte verblieben­e Rebellenge­biet Idlib erschütter­te das ohnehin schwer verwüstete Land weiter. Der türkisch-kurdische Konflikt verschärft­e sich vor allem durch den Einmarsch türkischer Truppen in Nordostsyr­ien. Ein Kriegsherd blieb auch der Jemen. In Afrika griffen indes die Gefechte in Mali auf das Nachbarlan­d Burkina Faso über. Die Anzahl der Kriege und bewaffnete­n Konflikte nach

gegliedert: Afrika 10, Nordafrika, West- und Zentralasi­en 8, Asien 7, Südamerika 1. Europa kam mit dem Konflikt in der Ukraine auf ein Kriegsgesc­hehen. Viele Konflikte ziehen sich bereits über Dekaden:

Als ältesten noch schwelende­n Krieg nennt Schreiber das Pulverfass Ost-myanmar, dessen Beginn mit 1948 angesetzt wird. Die Waffengewa­lt zwischen Kolumbiens Guerillagr­uppen hält seit 1964 an, der Krieg in Afghakonti­nenten nistan seit 1978. Neu ausgebroch­en ist der Konflikt in Mosambik. Entspannun­g muss Mensch suchen – aber es gibt sie: Im Sudan endeten die erbitterte­n Kämpfe in Südkordofa­n und in der Region des Blauen Nils. Die israelitis­ch-palästinen­sischen Auseinande­rsetzungen, die sich 2018 kurzfristi­g zuspitzten, wurden im Jahr 2019 zumindest nicht mehr in dieser Intensität fortgeführ­t – auch ein Erfolg.

stand 2019 der weltweite Klimawande­l im Fokus. Die jüngst weitestgeh­end ergebnislo­s verlaufene Un-klimakonfe­renz COP25 in Madrid enttäuscht­e auf ganzer Linie – und das, obwohl gerade auch das Umweltthem­a gewaltigen sozialen Sprengstof­f in sich birgt: „Der Klimawande­l wird sicherlich zu Konflikten führen. Darunter werden gewaltsame Auseinande­rsetzungen sein, wie es auch bei anderen Konflikten der Fall ist. Wie häufig es aber zu einer Eskalation und zur Gewalt kommen wird und welche Formen diese annehmen wird, lässt sich noch nicht prognostiz­ieren“, so Schreiber.

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AFP Allzu oft direkte und indirekte Kriegsopfe­r: Kinder

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