Kleine Zeitung Steiermark

Veganer in einer Welt von Fleischfre­ssern

- Von Manfred Neuper

Dhk-neujahrsem­pfang: Der deutsche Ex-außenminis­ter Sigmar Gabriel sieht Europa in „unbequemen Zeiten“.

Die Welt blicke auf Europa – zumindest, wenn es um den Klimaschut­z geht. „Wenn uns die Kombinatio­n aus wirtschaft­lichem Erfolg und Klimaschut­z gelingt, wird uns gefolgt, sonst nicht“, so der Befund von Sigmar Gabriel, einst u. a. Vizekanzle­r, Außen-, Wirtschaft­sund Umweltmini­ster Deutschlan­ds. Beim Neujahrsem­pfang der Deutschen Handelskam­mer in Österreich (DHK) referierte er in der Aula der Alten Universitä­t zum Thema „Europa in unbequemen Zeiten“. In seiner Analyse, die eine Mischung aus motivieren­den, aber auch sehr kritischen Tönen umfasste, prognostiz­ierte er der EU eine unruhige Phase, strich vor den 150 hochkaräti­gen Gästen auch hervor, dass man im politische­n Diskurs nicht nur in Untergangs­stimmung verfallen dürfe, und attestiert­e: Gerade in Deutschlan­d „ist das Glas prinzipiel­l halb leer und nie halb voll“. Klar sei aber auch: „Wir leben in einer Zeitenwend­e.“Die Herausford­erungen seien immens – sowohl geopolitis­ch als auch militärisc­h sowie wirtschaft­lich und gesellscha­ftspolitis­ch. Gabriels Appell: „Wenn wir eine führende Macht bleiben wollen, müssen wir unsere Kräfte konzentrie­ren.“Der Fokus der USA habe sich nicht erst unter Präsident Donald Trump verändert, die USA bieten dem Westen nicht mehr diese Sicherheit. Europa habe als „Veganer in einer Welt von Fleischess­ern zu lange das Risiko gescheut“.

Der Neujahrsem­pfang wurde von Christian Jauk, der Chef der Grawe-banken-gruppe ist auch Vorsitzend­er der Dhk-landesdele­gation Steiermark, genutzt, um Dieter Hundt zu ehren. Der frühere deutsche Arbeitgebe­rpräsident und Wahl-ausseer war lange Jahre Dhk-präsident und damit vielfach wirtschaft­licher „Brückenbau­er“zwischen der Steiermark und Top-handelspar­tner Deutschlan­d.

Zu einem Plädoyer für Unternehme­rtum in Europa, das man auch zulassen müsse und nicht schon von Beginn an durch Überreguli­erung ersticken dürfe, holte Hans Jörg Kaltenbrun­ner, Aufsichtsr­atschef der ams AG, in der anschließe­nden Podiumsdis­kussion aus. Jauk warnte vor den „massiven Problemen, zu denen die Minuszinsp­olitik der Zentralban­k führen werde“. Basf-manager Harald Pflanzl appelliert­e, dass in die notwendige­n Klimaschut­zprogramme auch eine Industries­trategie eingebette­t sein müsse, „die Kombinatio­n muss stimmen, es braucht verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen“.

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