Veganer in einer Welt von Fleischfressern
Dhk-neujahrsempfang: Der deutsche Ex-außenminister Sigmar Gabriel sieht Europa in „unbequemen Zeiten“.
Die Welt blicke auf Europa – zumindest, wenn es um den Klimaschutz geht. „Wenn uns die Kombination aus wirtschaftlichem Erfolg und Klimaschutz gelingt, wird uns gefolgt, sonst nicht“, so der Befund von Sigmar Gabriel, einst u. a. Vizekanzler, Außen-, Wirtschaftsund Umweltminister Deutschlands. Beim Neujahrsempfang der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK) referierte er in der Aula der Alten Universität zum Thema „Europa in unbequemen Zeiten“. In seiner Analyse, die eine Mischung aus motivierenden, aber auch sehr kritischen Tönen umfasste, prognostizierte er der EU eine unruhige Phase, strich vor den 150 hochkarätigen Gästen auch hervor, dass man im politischen Diskurs nicht nur in Untergangsstimmung verfallen dürfe, und attestierte: Gerade in Deutschland „ist das Glas prinzipiell halb leer und nie halb voll“. Klar sei aber auch: „Wir leben in einer Zeitenwende.“Die Herausforderungen seien immens – sowohl geopolitisch als auch militärisch sowie wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch. Gabriels Appell: „Wenn wir eine führende Macht bleiben wollen, müssen wir unsere Kräfte konzentrieren.“Der Fokus der USA habe sich nicht erst unter Präsident Donald Trump verändert, die USA bieten dem Westen nicht mehr diese Sicherheit. Europa habe als „Veganer in einer Welt von Fleischessern zu lange das Risiko gescheut“.
Der Neujahrsempfang wurde von Christian Jauk, der Chef der Grawe-banken-gruppe ist auch Vorsitzender der Dhk-landesdelegation Steiermark, genutzt, um Dieter Hundt zu ehren. Der frühere deutsche Arbeitgeberpräsident und Wahl-ausseer war lange Jahre Dhk-präsident und damit vielfach wirtschaftlicher „Brückenbauer“zwischen der Steiermark und Top-handelspartner Deutschland.
Zu einem Plädoyer für Unternehmertum in Europa, das man auch zulassen müsse und nicht schon von Beginn an durch Überregulierung ersticken dürfe, holte Hans Jörg Kaltenbrunner, Aufsichtsratschef der ams AG, in der anschließenden Podiumsdiskussion aus. Jauk warnte vor den „massiven Problemen, zu denen die Minuszinspolitik der Zentralbank führen werde“. Basf-manager Harald Pflanzl appellierte, dass in die notwendigen Klimaschutzprogramme auch eine Industriestrategie eingebettet sein müsse, „die Kombination muss stimmen, es braucht verlässliche Rahmenbedingungen“.