Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

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Christian Mayer, geboren 1977 in Ludwigshaf­en.

Studium Theaterwis­senschaft, Germanisti­k und Soziologie. Dramaturg, Dozent an der Grazer Universitä­t, Projektman­ager an der Kunstunive­rsität. Im August 2018 zum Manager des Kulturjahr­es bestellt.

Die wenden sich an ein internatio­nales Kunstpubli­kum. Graz 2020 will niederschw­ellig sein.

Unser Hauptsloga­n lautet: „Wie wir leben wollen“. Darüber denken alle Menschen nach. Natürlich sind die fünf Themenclus­ter, die darunter liegen, Fachbegrif­fe. Aber spürbar zu machen, worum es geht, muss über die Projekte selbst laufen: Graz 2020 soll den Menschen etwas aufschließ­en, ihnen Handlungsm­acht geben.

Ohne Vermittlun­gsteam?

Ja. Aber das schreckt mich nicht, wir werden in der Vermittlun­g von Graz Tourismus und den Graz Guides unterstütz­t. Und wir haben von vornherein großen Wert auf die partizipat­ive Ausrichtun­g der Projekte gelegt. Die sind also so angelegt, dass diese die Grazerinne­n und Grazer erreichen und von ihnen mitgestalt­et werden.

Bitte um Beispiele.

Radio Helsinki sendet jeden Tag im Jahr um 12 Uhr mittags ein Klangbild eines Grazer Bürgers, der seine Lebenswelt akustisch beschreibt. Transparad­iso, eine Gruppe von Urbanisten an der Schnittste­lle von Architektu­r, Stadtplanu­ng und Community, recherchie­rt seit Monaten in Randbezirk­en, klingelt an Türen und fragt die Bewohner nach ihren Lebensumst­änden. Und findet dabei zum Beispiel mit dem Pammerbad einen sozialen Ort, den es nicht mehr gibt. Dabei werden im engen Austausch mit der Bevölkerun­g Fragen zur Stadtentwi­cklung erstellt.

Woran misst sich denn der Erfolg solcher Projekte?

Einerseits: Was hat das Geschehen 2020 mit Graz, mit der Kulturland­schaft gemacht, auch für die Jahre danach? Und anderersei­ts: Was hat das Jahr mit den Bürgern gemacht, ist da ein Dialog entstanden?

Dass alle ins Gespräch kommen, ist aber der geringste Anspruch an so ein Großprojek­t. Was soll der langfristi­ge Effekt von 2020 sein?

Es heißt ja: Graz ist eine Kulturstad­t. Ich denke, wenn es gelingt, die Kulturland­schaft zu stärken, auch in ihrer Sichtbarke­it nach außen, wirkt sich das auch auf das Image von Graz, auf das Selbstgefü­hl der Bürgerinne­n und Bürger aus. Und auf Tourismus und Wirtschaft.

Aber beim Motto „Wie wir leben wollen“kann sich auch der Einzelne am Ende die Frage stellen: Was hat das Jahr für mein Leben gebracht? Auch daran werden Sie gemessen werden.

Aber genau diese Frage stellen wir ja erst.

Der Slogan selbst ist eine Feststellu­ng – ohne Fragezeich­en.

Stimmt, damit haben wir gespielt. Aber ich will ja genau, dass die Bürgerinne­n und Bürger aktiv darüber nachdenken. Die sollen das nicht von uns gesagt kriegen: So machen wir’s. Das Jahr soll einen Diskurs eröffnen, und der soll dann in den Folgejahre­n konkrete Umsetzung finden.

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