Kleine Zeitung Steiermark

Das Herzstück des Austro-fernsehens

Die „ZIB 2“wird am 3. Februar 45 und ihr Sonntagsba­by feiert den ersten Geburtstag. Sie hat in den jüngsten zehn Jahren ihre Publikumsz­ahl um fast 40 Prozent erhöht.

- Von Peter Plaikner

Der ORF freut sich über das erfolgreic­he erste Jahr für die „ZIB 2 am Sonntag“. Sie hat die Reichweite an diesem Sendeplatz um 47 Prozent auf durchschni­ttlich 610.000 Seher gesteigert. Auch das darauf folgende „Im Zentrum“, wo es durchaus Bedenken wegen des späteren Beginns und gegen interne Interview-konkurrenz gab, verzeichne­te 2019 im Schnitt um 70.000 Zuschauer mehr als im Vorjahr.

Das weckt die Frage, warum die Lücke nicht früher geschlosse­n wurde. Angesichts der wenig erfolgreic­hen Informatio­nsneuerung­en in ORF 1 wirkt das aber auch wie eine Absage an Experiment­e. Das 45 Jahre alte Konzept der „ZIB 2“scheint unschlagba­r. Zwangsläuf­ig mehrfach adaptiert, ist es den um drei Jahre jüngeren „Tagestheme­n“und dem „heute-journal“von ARD und ZDF überlegen. Es war deshalb eher als die deutschen Verwandten ein Vorbild für das erst 1990 entstanden­e „10vor10“der SRG. Lediglich diese Sendung für die Deutschsch­weiz erreicht mit 28 Prozent einen noch etwas höheren Marktantei­l als die „ZIB 2“in Österreich. Das liegt dort aber auch an der durch schwyzerdü­tsche Interviews verstärkte­n nationalen Identifika­tionswirku­ng.

Die „ZIB 2“hingegen mit ihrem Markenkern des langen, hart geführten Interviews ist zudem eine internatio­nale Visitenkar­te Österreich­s, seines öffentlich-rechtliche­n Journalism­us und dadurch seiner Demokratie­qualität. „heute-journal“und „Tagestheme­n“zusammen bringen es inklusive des Publikums für den Spartensen­der Phönix auf durchschni­ttlich 6,1 Millionen Zuschauer. Die „ZIB 2“verzeichne­t neben ihren 635.000 Orf-sehern in Österreich via 3sat noch 200.000 in Deutschlan­d und 10.000 in der Schweiz. Gemessen an der Größe des Heimatmark­tes ist sie also das erfolgreic­hste Spätabend-nachrichte­nmagazin des gesamten Sprachraum­s. n den vergangene­n zehn Jahren, in der fast alle traditione­llen Sender und Sendungen Zuschauer verloren, hat die „ZIB 2“ihr Publikum um fast 40 Prozent gesteigert. Es ist relativ alt – im Schnitt circa 60. Das ist aber die einzige Schwachste­lle dieses Herzstücks des österreich­ischen Fernsehens. Als solches ist es zu behandeln, wenn infolge der neuen türkis-grünen Regierung die existenzie­lle Bedrohung des ORF vorerst gebannt scheint. Seine grundsätzl­iche Veränderun­g ist trotzdem überfällig. Aber sie darf nicht das gefährden, wo die FPÖ hobeln wollte – den journalist­ischen Kern des Unternehme­ns. Ungeachtet aller Geschmacks­fragen, politische­r Ansichten und Vorlieben wie Abneigunge­n bezüglich Moderatore­n ist das für das breite Publikum mehr denn je die „ZIB 2“.

Medienbera­ter Peter Plaikner

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