Kleine Zeitung Steiermark

„Im Winter ist das Grippeviru­s überall“

- Von Katharina Siuka

Florian Krammer forscht in New York an einer Grippeimpf­ung. Er erklärt, warum Influenza so ansteckend ist und die Suche

nach einer universale­n Impfung so schwierig.

zaviren zirkuliere­n, gibt es oft zuerst mehr Fälle von Influenza A (H1N1, H3N2), im Frühjahr dann oft eher Influenza B.

Das macht es für einen Impfstoff schwierig, richtig?

Die Grippeimpf­ung wirkt gegen vier Stämme: H1N1, H3N2 und zwei B-stämme. Allerdings verändern sich diese Viren ständig. Man braucht also einen Stamm in der Impfung, der gut mit jenen Stämmen übereinsti­mmt, die zirkuliere­n. Die Weltgesund­heitsorgan­isation stellt im Februar den Impfstoff für den kommenden Winter zusammen, muss also vorhersage­n, welche Stämme zirkuliere­n werden. H1N1 verändert sich momentan wenig, H3N2 ständig. Dann kann es passieren, dass der Impfstoff zwar wirkt, aber nicht so gut. Man kann also trotz Impfung krank werden, aber der Krankheits­verlauf ist dann normalerwe­ise milder.

Stichwort Impfung: Wie fleißig lassen sich die Österreich­er gegen Grippe impfen?

Es bräuchte in Österreich eine viel höhere Impfrate. Empfohlen ist die Impfung etwa für ältere Menschen, aber auch Erwachsene sollten sich impfen lassen. Eine Durchimpfu­ngsrate von 70 bis 80 Prozent würde viel weniger Fälle bringen, aber aktuell liegt sie bei etwa sechs Prozent.

So lange dauert die echte Grippe bei sonst Gesunden, danach sollte man sich aber noch weiter schonen. Wenn es einen schon erwischt hat, gilt: Bettruhe und Schonung! Tee trinken und fiebersenk­ende Mittel können auch helfen.

hat gestartet, Kinder in Schulen flächendec­kend zu impfen – aber wegen der Großeltern! Da die Grippe vor allem bei älteren Menschen bis zum Tod führen kann, halte ich das für eine clevere Strategie.

Vor Weihnachte­n brach in Tirol eine erste Grippe-epidemie an einer Schule aus. Wie passiert das?

Für eine Epidemie besteht die

gefährlich­ste Situation an Schulen: Ist nur ein Kind unter 200 bis 300 Schülern infiziert, sind 100 oder mehr Fälle leicht möglich. Kinder infizieren sich, weil sie noch eine schlechter­e Grundimmun­ität haben. In Hongkong gab es den Versuch, Schulen für ein bis zwei Wochen zu schließen, um eine Epidemie einzudämme­n. Das dortige Disneyland hat aber verbil

Tickets für die Schüler angeboten und die Kinder haben sich dann eben dort angesteckt.

Grippe so

gefährlich?

Die Grippevire­n sind schnell, das heißt, dass der Körper zuerst nicht weiß, dass das Virus da ist – bis es explosions­artig wächst. Der Körper kann es dann nicht mehr abfangen.

Sie sind in New York an der Mount Sinai University tätig und forschen an einem Grippeimpf­stoff, der gegen alle Grippetype­n wirkt. Wie kommen Sie voran?

Phase 1, eine klinische Studie, ist abgeschlos­sen und wir haben bereits erste Resultate präsentier­t. An 65 Personen haben wir unter anderem erforscht, ob der Impfstoff sicher ist, und das trifft zu. Aber ob der Impfligte stoff auch schützt? Dafür brauchen wir mehr Testperson­en und die haben wir erst in Phase 2 und 3. Mit der können wir vielleicht schon 2021 starten. Idealerwei­se würde der Impfstoff, den wir entwickeln, nach zwei bis drei Impfungen lebenslang vor allen Grippestäm­men schützen. Jedes Jahr impfen wäre dann nicht mehr notwendig.

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Florian Krammer forscht an der Grippeimpf­ung

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