„Erfolg ist eine Frage der Persönlichkeit“
LERNEN VON DEN BESTEN:
Bettina Glatz-kremsner, Generaldirektorin der Casinos Austria, erklärt, was sie von Frauenquoten hält und worauf sie bei Bewerbern achtet.
1Pech im Spiel, Glück in der Liebe?
Glück in der Liebe auf jeden Fall. Gelegentlich spiele ich auch Lotto. Die höchste Summe, die ich dank Glücksfee Fortuna gewann, waren 52 Euro. Pech im Spiel würde ich auch nicht sagen, denn 30 Jahre in einem erfolgreichen Unternehmen tätig zu sein, beweist, dass es Glück in der Liebe und Glück im Spiel geben kann.
23Wann setzen Sie alles auf eine Karte?
Im Beruflichen wohl eher nie. Prinzipiell ist es gut, Risiken einzugehen, deren mögliche Auswirkungen ich abwägen kann, jedoch sollte man nichts Unüberlegtes machen. Vor allem die Glücksspielbranche ist ein besonders sensibler Bereich mit eingeschränktem Handlungsspielraum und transparenten Richtlinien.
4Wer hat Sie am meisten gefördert?
Ich hatte immer Menschen um mich, die an mich geglaubt haben. Aber das Wichtigste ist, dass ich immer an mich geglaubt habe. Außerdem hatte ich das Glück, Mentoren zu haben, von denen ich viel lernen konnte und die mich auch gefördert haben.
Wo haben Sie das Führen gelernt?
Ich denke, dass meine Kindheit in Ungarn maßgeblich zu meinem Erfolg beigetragen hat. Im damals kommunistischen Ungarn waren Frauen in Führungspositionen eine Selbstverständlichkeit. Erfolg ist nicht eine
Frage des Geschlechts, sondern eine Frage der Persönlichkeit. Dieses Verständnis war das Fundament für mich, gerne Verantwortung zu übernehmen.
5Was zeichnet eine gute Chefin aus?
Folgende vier Eigenschaften: berechenbar, konsequent, teamfähig und empathisch. Bei dem vollen Terminkalender, den ich als Vorstand habe, ist auch ein gutes Zeitmanagement wichtig. Das bedeutet, dass man die nötigen Prioritäten setzt, Nebensächlichkeiten erkennt und beiseitelässt.
Was schätzen Sie an Mitarbeitern?
Loyalität, Einsatz, Kreativität.
Als Vorstand kommt man in Situationen, in denen man schnell entscheiden und handeln muss. Wichtig ist es, einen klaren Kopf und Ruhe zu bewahren. Was mir dabei hilft, ist meine direkte Arbeitsumgebung, die auf mein Zeitmanagement entsprechend schaut. Dadurch versuche ich – je nach Priorität –, gewissen Aufgaben eine erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.
89Worauf achten Sie bei einer Bewerbung?
Natürlich achte ich auf das Know-how, das ein Mitarbeiter in das Unternehmen einbringen kann. Vor allem sind es aber soziale Kompetenz und Teamfähigkeit, die man mitbringen sollte – und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sowie den Mut, der Intuition zu folgen und seinen Weg zu gehen.
Sind Sie für die Frauenquote in Chefetagen?
Auf jeden Fall in Staatsunternehmen und staatsnahen Betrieben. Als ich aus Ungarn nach Österreich gekommen bin, war es ungewöhnlich für mich, warum Frauen in Top-positionen überhaupt ein Thema sind. Ich hatte ein ganz anderes Selbstverständnis, das mir unbewusst sehr geholfen hat.
101112Was erzürnt Sie als Staatsbürger?
Wenn Menschen nicht von ihrem Recht Gebrauch machen. Im Speziellen was das Wahlrecht angeht. Ich bin der Meinung, man sollte sich der Verantwortung bewusst sein und diese auch wahrnehmen.
Was ist Ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit?
Ich versuche, bewusst einzukaufen, und entscheide mich bevorzugt für regionale und Bioprodukte.
Worauf kommt es an im Leben?
Ich denke, es sind die kleinen Glücksmomente im Leben, die wichtig sind. Ob ein Gespräch, ein wunderbares Konzert oder ein Spaziergang im Wald.