Der Lehrplan wird es schon richten!
Hasstiraden wie gegen die grüne Justizministerin sollen durch einen „Fixpunkt“über das Ich und Du verhindert werden?
Ö sterreichs Bildungsminister lässt keinen Zweifel daran. Auf die Frage, ob sich nach den Hasstiraden gegen die Justizministerin auch in den Schulen etwas verändern soll, hat er jetzt angekündigt, den Lehrplan (wieder einmal) ergänzen zu wollen. Das „Verhältnis vom Ich und Du“soll als Antwort auf die Hasstiraden nicht nur im Fach Ethik als Fixpunkt, sondern quer durch alle Gegenstände im Lehrplan verankert werden.
Da werden viele Lehrer nicken und sich denken: „Wieder einmal.“Wieder einmal soll die
Schule ausputzen, was anderswo nicht passiert. Wie in Elternhäusern, in denen nur kriminelle Afghanen erwähnt werden und andere Migranten kollektiv gleichgestellt werden mit jenen, die kriminell geworden sind.
Es sind also die Lehrer, die dafür sorgen sollen, dass Kinder tolerant und hilfsbereit werden. Wer sonst – außer Eltern – hätte auch die Möglichkeit, Schülern Toleranz und Respekt zu vermitteln? Justizministerin Alma Zadic´ hat in einem berührenden Vortrag einmal erzählt, wie schmerzhaft es für sie als zehnjährige Bosnierin gewesen ist, als Mitschüler und eine Lehrerin ihr am Anfang in Wien vermittelt haben, dass sie nicht dazugehöre und ohnehin kein Wort verstehe. Sie wisse nicht, sagte sie, ob sie ihren Weg geschafft hätte, wenn sie später nicht in eine andere Schule mit mehr Migrantenkindern und mit Lehrern gekommen wäre, die sich um sie bemüht hätten. In einer Schule, in der das Ich und das Du ohne Grenze verlaufen sind und die Lehrer den Appell des jüdischen Philosophen Martin Buber „Der Mensch wird am Du zum Ich“praktiziert haben dürften. Eine Schule, in der sich die Zehnjährige als Teil einer Gemeinschaft fühlen konnte und nicht mehr als Fremde aus Bosnien.
Das war übrigens vor 25 Jahren – mit einem Lehrplan ohne „Fixpunkt“, das Ich und das Du zum Thema zu machen ...