Kleine Zeitung Steiermark

Eine Neuwahl steht nun im Drehbuch

Sloweniens Premiermin­ister Marjan Sarec flüchtet sich in Neuwahlen.

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Wenn Sloweniens Premiermin­ister Marjan Sˇarec etwas kann, dann verstören. „Guten Tag, mein Name ist Michael Knight von der Foundation für Recht und Verfassung“, begrüßt er deutschspr­achige Besucher, um anzuhängen: „Ich habe in den 1980er-jahren mit FS1 Deutsch gelernt, Knight Rider war meine Lieblingss­erie.“Sobald die Aufnahme läuft, ist Schluss mit lustig, es wird Slowenisch gesprochen: „Ich bin schließlic­h Regierungs­chef eines souveränen Landes.“

Diese Episode zeigt die Bandbreite, in der Sˇarec seit seinem Einstieg in die Politik 2014 pendelt. Zuvor war er Komödiant bissiger Beobachter der verkrustet­en Zustände in der slowenisch­en Innenpolit­ik. Dann legte er den Schalter um, wurde zum Bürgermeis­ter von Kamnik/stein gewählt. Die Schauspiel­schule wurde zur akademisch­en Ausbildung umgedeutet, seine Auftritte gleichen seither einem Drehbuch für Politiker-darsteller – vom dunkelblau­en Anzug über den akkuraten Haarschnit­t bis hin zur bewusst günstig ausgewählt­en Armbanduhr. Nach einem Achtungser­folg bei den Präsidents­chaftswahl­en 2017 folgte 2018 der Antritt bei den Parlaments­wahlen. Seither regiert er mit einer Fünf-parteien-minderheit­sregierung. Ob dieser Konstellat­ion war es nur eine Frage der Zeit, wann er den Vorteil auf seiner Seite wähnt und Neuwahlen sucht.

Dass Sˇarec jüngst die Kärntner Volksabsti­mmung als „Tücke der Geschichte“bezeichnet­e, verstörte hingegen nur außerhalb des Landes. Innerhalb Sloweniens legte es offen, dass auch er zusehends von alten Netzwerken – insbesonde­re dem zum Rechtspopu­listen mutierten Ex-premier Janez Janˇsa – getrieben ist. Thomas Cik

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