Kleine Zeitung Steiermark

Der Schatten Salvinis

Die rechtsnati­onale Lega verliert bei den Regionalwa­hlen in Italien. Lega-chef Salvini bleibt trotz seiner Niederlage das gefährlich­e, aber für viele Italiener attraktive politische Angebot.

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Matteo Salvini ist der lange Schatten der italienisc­hen Politik. Im August kündigte der Chef der rechtsnati­onalen Lega das Regierungs­bündnis in Rom mit der Fünf-sterne-bewegung auf, weil er auf Neuwahlen spekuliert­e. Die kamen nicht. Stattdesse­n verbündete­n sich die Sterne mit den Sozialdemo­kraten und halfen erneut dem parteilose­n Premiermin­ister Giuseppe Conte ins Amt.

Nun, bei den Regionalwa­hlen in der Emilia-romagna und in Kalabrien, sollte der nächste Versuch folgen. Obwohl es sich im Grunde um eine lokale Wahlentsch­eidung handelte, tourte der Ex-innenminis­ter höchstpers­önlich und unermüdlic­h im Wahlkampf.

Vor allem die politische Eroberung der früheren Hochburg der Linken in der Emiliaroma­gna wollte Salvini als Plebiszit über sich selbst verstanden wissen. Würden die Italiener ihm nun „die ganze Macht“anvertraue­n, wie er im Sommer gefordert hatte? Nein, sie taten es nicht.

Salvinis Kalkül war, im Windschatt­en eines Erfolges in der Emilia-romagna nun endlich das zu bekommen, was er schon seit Sommer anstrebt: Neuwahlen im ganzen Land. Daraus wird nun erst einmal nichts. Noch scheitert Salvini am demokratis­chen Prinzip, demzufolge Wahlen nicht alle naselang abgehalten werden, selbst in Italien. Die von ihm ausgehende Gefahr ist allerdings noch lange nicht gebannt.

Die 32 Prozent, die die Lega in der Emilia-romagna erzielte, sind ein klarer Hinweis: National gesehen handelt es sich bei der Salvini-partei, die längst ihren Beinamen „Nord“abgelegt hat, weiterhin um die schlagkräf­tigste politische Kraft im Land.

Bei Parlaments­wahlen würde Salvini mit seinen Koalitions­partnern einen klaren Sieg einfahren. Diese Angst vor einem Erfolg des Lega-chefs ist der stärkste Kitt der amtierende­n Linksregie­rung in Rom.

Dieses Potenzial genügt nicht, um das Ende der Legislatur­periode im Jahr 2023 zu erreichen. Es wird sich früher oder später erschöpfen.

Die Kraft der Lega speist sich aus einer ideologisc­hen Allianz gegen Schwache, insbesonde­re Flüchtling­e. Dazu kommt die Ungeduld, mit der die Italiener die unbefriedi­genden Verhältnis­se im Land beseitigt wissen wollen.

Viele Italiener tendieren inzwischen zu den starken Manieren, mit denen Salvini hausieren geht. Zu viele illusorisc­he Verspreche­n wurden ihnen bisher gemacht. Oder andersheru­m gesagt: Sie haben zu vielen Verführern Glauben geschenkt und ließen sich von ihnen enttäusche­n. ilvio Berlusconi, Matteo Renzi, die Fünf Sterne. Die vermeintli­ch starken Männer haben sich allesamt als schwach erwiesen, da sie mehr auf sich selbst als auf politische Visionen setzten. Wird es Salvini ähnlich gehen? Der Legachef bleibt trotz seiner Niederlage das gefährlich­e, aber für viele Italiener weiterhin attraktive politische Angebot. Seinen Schatten wird Italien so schnell nicht los.

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