Zweijährige bedingte Strafe für Silvia Stantejsky
Urteil im Burgtheater-prozess erging wegen Untreue und Veruntreuung, aber nicht wegen Bilanzfälschung.
Im Fall eines Schuldspruchs hatte ihr eine Haftstrafe zwischen einem und zehn Jahren gedroht. Am Ende fiel die Strafe für Silvia Stantejsky (64) relativ milde aus: Vom Vorwurf der Bilanzfälschung wurde sie freigesprochen, wegen Untreue und Veruntreuung ist die frühere kaufmännische Geschäftsführerin des Wiener Burgtheaters am Montagabend am Wiener Landesgericht zu einer zweijährigen bedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Zudem trug ihr das Gericht Schadensgutmachung auf: Stantejsky hat dem Burgtheater binnen 14 Tagen 319.156,10 Euro zu bezahlen. Darüber hinausgehende Forderungen muss das Burgtheater auf dem Zivilrechtsweg einklagen. Stantejsky hat das Urteil angenommen. Die noch nicht rechtskräftige Gerichtsentscheidung markiert das vorläufige Ende eines aufsehenerregenden Prozesses, der seinen Ausgang im Winter 2013/14 genommen hatte.
Nach Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten in der Buchführung des Burgtheaters war Stantejsky im November
2013 fristlos entlassen worden, eine Wirtschaftsprüfung ortete deutliche Indizien für gefälschte Belege und die Vorspiegelung falscher Tatsachen, ein forensischer Untersuchungsbericht stellte Verdacht auf Urkunden-, Beweismittelund Bilanzfälschung, Geldwäsche sowie Untreue fest. Bald war die Rede von 19 Millionen Euro Verlust. Im Zuge des Finanzskandals wurde auch der damalige Burg-direktor Matthias Hartmann im Frühjahr 2014 entlassen (2018 wurden die Ermittlungen gegen ihn eingestellt, im Zivilrechtsstreit einigte er sich mit der Burg). Des Weiteren trat der Geschäftsführer der Bundestheater-holding, Georg Springer, zurück. Übrig blieb in dem Skandal schließlich der Prozess gegen Stantejsky. Beim Versuch, die finanzielle Schieflage an der Burg zu bewältigen, habe sie mit veruntreuten Beträgen Verbindlichkeiten des Theaters abzudecken versucht, so die Angeklagte im Prozess: „Das Burgtheater war meine Leidenschaft. Das können Sie mir glauben, ich hätte es nicht schädigen wollen.“