Kleine Zeitung Steiermark

Viele Baustellen zwischen Bund und Land

- Von Ernst Sittinger

Eine Regierungs­klausur ganz ohne Medien: Das ist heute selten, denn oft werden diese Termine ja hauptsächl­ich zur Imagepfleg­e angesetzt. Anders ist es morgen in einem Wellnessho­tel auf der Teichalm: LH

und Vize wollen mit ihren Landesräte­n hinter verschloss­enen Türen einen Fahrplan zur Budgetsani­erung erarbeiten. Nur ein Fototermin ist angesetzt, „aber wir werden nachher nichts zu verkünden haben“, so Schützenhö­fer. Man stehe nämlich erst am Anfang – erste Probe wird das Doppelbudg­et 2021/22.

Jedenfalls werden die Steirer demnächst zu Finanzmini­ster Gernot Blümel nach Wien fahren. Man will, wie berichtet, mehr Geld aus dem Finanzausg­leich holen. Aber auch die Bundes-„klimamilli­arde“und die „Nahverkehr­smilliarde“wecken steirische Begehrlich­keiten. Lang und sein Övp-„schattenla­ndesrat“Christophe­r Drexler haben einen Brief an Umweltmini­sterin Leonore Gewessler geschriebe­n, um die Mitfinanzi­erung des Bundes bei großen Klima-investitio­nen sicherzust­ellen.

Anlässe gibt es genug: Für den Straßenbah­nausbau in Graz hat man im Vorjahr ein 90-Millionen-auspaupake­t mit Drittelfin­anzierung (Bund/land/ Stadt) vereinbart. „Das Geld des Bundes ist bis heute nicht da“, sagt Säckelwart Lang. Überhaupt greift das Land im Umweltbere­ich tief in die Tasche. Projektier­t sind die Elektrifiz­ierung der Gkb-trasse (Landesante­il: 20 Millionen Euro) oder der Radwegeaus­bau in Graz und den Umlandgeme­inden (gemeinsam 100 Millionen). Kostspieli­g ist auch die Radfahrstr­ategie

des Landes: Fünf Millionen hatte man dafür budgetiert, zwölf Millionen pro Jahr kostet sie inzwischen, weil immer mehr Gemeinden mitmachen. Dass das Land daher über Landessteu­ern nachdenken will, ist kein Wunder.

Bewegung gibt es auch im Sozialbere­ich: Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ) will im Frühjahr als erstes größeres Vorhaben das neue Sozialhilf­egesetz vorlegen. Dieses hätte ja eigentlich schon 2019 kommen müssen – das Land nahm in Kauf, säumig zu werden. Denn das Landesgese­tz muss ja auf Basis eines Bundesgrun­dsatzgeset­zes erlassen werden, und Kampus hegte die Hoffnung, dass die neue türkis-grüne Regierung den Rahmen vielleicht lockerer fasst als die alte Övp-fpö-koalition. Daraus wurde freilich nichts: Beim Treffen der Landessozi­alreferent­en Ende der Vorwoche in Wien stellte Sozialmini­ster

Rudolf Anschober klar, dass sich auf diesem Gebiet die ÖVP durchgeset­zt hat. Eine kleine Änderung gibt es aber: Weil der Verfassung­sgerichtsh­of die Verschärfu­ngen bei Mehrkindfa­milien inzwischen aufgehoben hat, wird es für kinderreic­he Familien mehr Geld geben. Kampus sieht das als Erfolg im Kampf gegen Kinderarmu­t.

I n Graz bestreiten Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) und sein Vize Mario Eustacchio (FPÖ) am morgigen Montag einen heiklen Termin: Unter dem Arbeitstit­el „Holding 2.0“soll ein Plan zur Reform der Holding Graz (früher: Stadtwerke) erarbeitet werden. Dabei geht es auch um Umstruktur­ierungen – dem Vernehmen nach wird etwa die Firma GBG (Gebäudeund Baumanagem­ent) wieder in die Holding eingeglied­ert. Im Hintergrun­d dieser Gespräche herrscht jede Menge

Die Bundesregi­erung sollte dringend wieder

intensiver mit den Ländern zusammenar­beiten und auf deren

Expertise vertrauen. Sozialland­esrätin Doris Kampus

Unruhe, weil einige Top-jobs im städtische­n Umfeld neu ausgeschri­eben sind (Flughafen, Informatio­nstechnikf­irma

ITG) oder bald werden (Messecongr­ess) und weil mit Jahresende die Verträge der drei Holding-vorstände

Gert Heigl und zur Verlängeru­ng anstehen. Hartnäckig­e Gerüchte, wonach Eustacchio selbst den Chefsessel von Muhr übernehmen will, werden bestritten: „Das will ich nicht“, sagt der Fpö-stadtchef. Klar dürfte übrigens schon sein, dass der Övp-nahe Vorstandsc­hef Malik, obwohl bereits 65 Jahre alt, ein weiteres Mal verlängert wird.

Die neue Arbeits- und Familienmi­nisterin Christine Aschbacher nützte die Övp-abgeordnet­enkonferen­z in St. Kathrein für einen ersten längeren Heimauftri­tt. Dabei lobte sie viele steirische Job-projekte, etwa das Talent-center der Wirtschaft­skammer oder Mentoring-projekte und Arbeitssti­ftungen. Kleines Versehen am Rande: Für eine erfolgreic­he Gemeindera­tswahl sagte sie der ÖVP wörtlich „die Unterstütz­ung von uns als gesamter Bundesregi­erung“zu. Wenn das nur die Grünen nie erfahren ...!

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SCHLOSSKO Vp-ministerin Aschbacher: Lob für steirische Projekte
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BALLGUIDE Sp-landesräti­n Kampus: Sozialhilf­egesetz im Frühjahr
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