Kleine Zeitung Steiermark

Super-g ohne Ski: Im Laufschrit­t zur Erschöpfun­g

- Von Klaus Höfler

Eine Skipiste durch einen ausgesteck­ten Kurs so schnell wie möglich nach unten laufen. In der Gaal fand die Weltpremie­re dieses Rennformat­s statt. Nichts für scheue Schenkel.

Irgendwo im Steilhang gewinnen plötzlich die Fliehkräft­e die Überhand: Rutsch. „Aaahh!“Überschlag. Am Hosenboden geht es die nächsten Meter Richtung Tal, bevor die Schuhe wieder Halt finden. Aufrappeln. Weiterlauf­en. Das Herz schlägt längst im Hochfreque­nzbereich. Die Oberschenk­el brennen. Noch 700 Meter bis ins Ziel.

Man hätte die Tipps von Renate Götschl beherzigen sollen. „Da darfst keine Scheu haben!“, hat die zigfache (und als Murtalerin ortskundig­e) Skiweltcup­siegerin einen eindringli­chen Verhaltens­kodex für die Schlüssels­telle der Fis-piste in Gaal geliefert. Gilt scheinbar auch ohne Ski. Denn die Dochtorkel­nden

hat mich jetzt mit einem Schulterwu­rf in den Schnee katapultie­rt. So eine Weltpremie­re fordert eben ihre Opfer. Denn das im (Lauf-)rennenglis­ch „Snowtrail Downhill“genannte Vollgasber­gabkoffern ist die global erste Laufverans­taltung dieser Art. Ausgedacht hat sie sich Norbert Wastian. Der Obersteire­r hat selbst einige Tausend Laufkilome­ter in den Wadln. So etwas wie dieses in Super-g-artiger Falllinie gesteckte Bergabspek­takel auf einer präpariert­en Skipiste brennt sich aber auch bei ihm als Premiere in die Muskeln. as nämlich alle rund 40 Teilnehmer unterschät­zt haben: wie anstrengen­d so ein Sprint über 1,5 Kilometer und rund 400 Höhenmeter sein kann – selbst wenn es nur talwärts geht. Die Antwort? Unglaublic­h anstrengen­d!

„Die Bedingunge­n sind aber wirklich extrem“, liefert Florian Grasel, einer der besten Trailrunne­r Österreich­s, eine Erklärung, irgendwo zwischen Trost, Ausrede und Entschuldi­gung. Tatsächlic­h hat der offensicht­lich karrierehu­ngrige Frühling die Piste weich und tief gemacht. Jeder Schritt ein Aben

W„Schneekett­en“für Laufschuhe

teuer: Hält einen die Schneedeck­e oder versinkt man knöcheltie­f im Firn? Die einzige Konstante bei wechselnde­n Bodenbedin­gungen ist der hohe Kraftverbr­auch, der aus den Oberschenk­eln spätestens am Ende des Steilhangs verhärtete Stolperste­lzen macht.

„Unten raus die letzten Kräfte sammeln“, hatte „Speedqueen“Renate Götschl vor dem Start geraten. Klingt gut. Gelingt schlecht. Da sind nämlich keine „letzten Kräfte“mehr vorhanden, die einzusamme­ln wären. Dafür wären da ein im roten Drehzahlbe­reich oszilliere­nder Puls, ein kettenrauc­her-ähnliches Keuchen, wild herumruder­nde Arme, die dem Dahinscheu

Stabilität schenken soll(t)en, und ein Grinsen im Gesicht. Es ist nämlich bei aller Anstrengun­g eine Riesenhetz. ie dauert im persönlich­en Fall je Durchgang knapp über fünf Minuten. Die Besten haben es eiliger. Christof Grossegger hechtet im ersten Lauf nach gerade einmal 3:47,63 Minuten durchs Ziel. Er gewinnt nach zwei Durchgänge­n (Gesamtzeit: 7:42,72) am Ende vor Florian Grasel und David Edlinger. Die Damen-wertung entscheide­t Martina Walch (11:18,81) vor Alice Zenz und Cordula Kühn für sich. Und Renate Götschl? Muss mir für nächstes Jahr das mit der Scheu noch einmal erklären ...

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Enge Linie, langer Schritt
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