Nikola Teslas stürmische Jahre in Graz
Der geniale Erfinder und Visionär Nikola Tesla verbrachte seine drei ersten Studienjahre in Graz, wo er entscheidende Denkanstöße
erhielt.
Nikola Tesla gilt als visionäres Technikgenie, das den Wechselstrommotor, die Grundlagen für das Radio, die drahtlose Übertragung von Energie, die Tesla-turbine ebenso wie Tachometer, die Nutzung der Erdwärme und vieles mehr erfand.
Als viertes von fünf Kindern serbischstämmiger Eltern wurde Nikola(us) Tesla im Dorf Smiljan an der kroatischen Militärgrenze im alten Kaisertum Österreich geboren. Sein Vater Milutin Tesla war serbisch-orthodoxer Priester und auch Nikola sollte nach alter Familientradition die Priesterlaufbahn einschlagen, war aber viel mehr an Physik interessiert. Daher nahm er 1875 sein „Studium generale“an der kaiserlich-königlichen Technischen Hochschule in Graz auf, die sich damals im Lesliehof in der Raubergasse 10 befand. Als Tesla 1937 in Graz ehrenhalber das Doktorat der technischen Wissenschaften verliehen erhielt, lebte er in den USA und schickte Ingenieur S. Boksan, einen Freund aus Belgrad, um die Dankesrede zu halten. Darin heißt es: „Es ist kein
Zufall, dass Tesla gerade an der Hochschule in Graz studierte. Teslas Vater hatte nämlich seinem kranken Sohn das Wort gegeben, ihn auf die beste Hochschule in Europa zu schicken (wenn er gesund würde). Der damaligen allgemeinen Meinung nach war die Hochschule in Graz die beste und er schickte seinen genesenden Sohn Ende 1875 nach Graz, um den sehnlichsten Wunsch des jungen Nikola zu erfüllen – Ingenieur zu werden.“
mit großem Eifer zu studieren, lernte von drei Uhr morgens bis spät in die Nacht, bestand fast alle Prüfungen mit Auszeichnung und seine Professoren erkannten bald schon sein einzigartiges Genie. Besonders ein Disput mit Professor Jakob Pöschl über die Funktionsweise eines Gleichstromdynamos dürfte eine Initialzündung für seine unglaubliche Karriere gewesen sein. Doch im zweiten Studienjahr war er weniger mustergültig, ging oft mit Freunden aus, besuchte die Kaffeehäuser und versäumte Vorlesungen. Im dritten Jahr war es noch ärger, da verbrachte er mehr Zeit in Lokalen als beim Lernen, begann zu rauchen, trank exzessiv Kaffee, spielte leidenschaftlich Billard und Schach und legte keine Prüfungen mehr ab, berichtete sein Zimmer- und Studienkollege Kosta Kulisic. Kein Wunder, dass Tesla sein Stipendium verlor und die Universität verlassen musste. In seinen drei Grazer Jahren hatte er an vier verschiedenen Adressen gewohnt: Neubaugasse 10 (heute Hanssachs-gasse), Attemsgasse 11, Jahngasse 5 und Heinrichstraße 11. Das ganze Jahr 1878 hindurch versuchte Tesla von Graz aus vergeblich, ein neues Stipendium zu erhalten. Dann zog er nach Marburg an der Drau (Maribor), wo er eine Anstellung als Maschinenbauer fand und seine Freizeit als Billard- und Kartenspieler in einschlägigen Etablissements verbrachte. Am 24. März 1879 wurde Tesla aber per polizeilicher Anweisung aus Marburg verwiesen und in seine Heimatgemeinde geschickt. Einen Monat später starb sein Vater und Nikola nahm eine Anstellung als Aushilfslehrer an. 1881 war Tesla beim Aufbau der Telefonzentrale in Budapest durch die Edison-company tätig, danach wechselte er zur Continental Edison Company nach Paris und übersiedelte im Juni 1884 nach New York, wo er in den Edison Machine Works zu arbeiten begann.
löste er wegen Meinungsverschiedenheiten über seine Gehaltsvorstellung das Dienstverhältnis, denn er fühlte sich von Edison übers Ohr gehauen. Nun war er zeitweise arbeitslos, dann wieder arbeitete er als Tagelöhner im Straßenbau und grübelte über den Zweiphasenwechselstrom oder die drahtlose Energieübertragung. Mit zwei Geldgebern gründete er zwei Firmen, meldete sieben Patente an und hielt Vorträge. Dadurch
Robert Engele