Kleine Zeitung Steiermark

„Ich habe ja einen sehr simplen Humor“

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Barbara Sukowa ist ab Freitag erstmals in einer Komödie

zu sehen. Die Bremerin, die heute ihren 70er feiert, stellt in „Enkel für Anfänger“eine nervige Leihoma dar.

Das kommt wahrlich selten vor: Barbara Sukowa, eine der Lieblingss­chauspiele­rinnen von Regisseure­n wie Rainer Werner Fassbinder und Margarethe von Trotta, als Star einer Komödie. In „Enkel für Anfänger“, ab 7. Februar in unseren Kinos, verkörpert sie die überdrehte Philippa, eine Art Alt-hippie. Mit ihrer aufgesetzt fröhlichen Art geht sie allen auf die Nerven.

Regisseur Wolfgang Groos ging davon aus, nach New York fliegen zu müssen, um Sie in längeren Gesprächen zum Mitwirken an „Enkel für Anfänger“zu überreden. Aber Sie haben schnell per SMS geantworte­t: „Bin dabei. Selten so gelacht. Wann geht es los?“Stimmt das?

BARBARA SUKOWA: Ja, ich musste bereits beim Lesen des Drehbuchs laut lachen, wann passiert das schon? Mir wurden nie Komödien offeriert. Da dachte ich: Greif schnell zu!

Warum hat man Ihnen nie komische Rollen angeboten?

Vielleicht habe ich einst ernste Rollen so gespielt, dass ich gleich auf Schiene war. Aber die Philippa im Film hat sich zwar, oberflächl­ich gesehen, von allen Konvention­en gelöst, lebt in einem Bauwagen, findet andere spießig. Innerlich hat sie jedoch Wunden, weil sie Probleme mit ihrer Tochter hat, diese und die Enkelin nicht sehen darf. Das kompensier­t sie als Wahloma mit ihrem „Ach, ich bin so lustig“-gehabe. Sie ist eine echte Nervensäge, da muss man beim Spielen aufpassen, die Zuseher nicht zu sehr zu nerven.

mödiantisc­hen an den Filmen mit Rainer Werner Fassbinder?

Eher an jenen mit Margarethe von Trotta, bei der ich stets diese stark intellektu­ellen Frauentype­n verkörpert habe.

Fassbinder war ein eigenes Kapitel. Er soll viele seiner Schauspiel­er malträtier­t haben?

Ich weiß, dass er andere schlecht behandelt hat. Zu mir aber war er ganz wunderbar. Vielleicht, weil ich mit mir selbst härter bin als andere. Mit Härte würde man nichts aus mir rauskriege­n. Es gibt Leute, die spüren das. Fassbinder gehörte wohl zu ihnen.

Sie haben drei Söhne von drei verschiede­nen Männern und eine sechsjähri­ge Enkelin. Wie stehen Sie heute, als Filmleihom­a, zu Kleinkinde­rn?

Wenn ich Familien mit Kleinkinde­rn sehe, beneide ich sie nicht. Ich bin froh, dass ich keine Kinder mehr haben werde, denn dann bin ich auch weniger an deren Erziehung beteiligt. Es gibt leider keine Pausen mehr. Man braucht nur auf einen Knopf zu drücken und wird unterhalte­n. Ich glaube jedoch, dass Kreativitä­t gerade durch Pausen entsteht.

Wie fit ist Oma Sukowa, die heute ihren 70 feiert?

Ich bin in diesem Jahr in 5000 Meter Höhe auf den Himalaya getrackt. Ein Sohn hat mir zu Weihnachte­n eine Trainingss­tunde im Kampfsport Multi Jai geschenkt, das hat mir großen Spaß gemacht. Das hätte ich mir, als ich 30 war, nie vorstellen können. Hatte ich doch bereits mit 18 gedacht, dass mit 30 die Krisen beginnen.

Luigi Heinrich

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