Einer, der den Menschen nahe ist
Üblicherweise bin ich kein Typ, der leicht nervös wird“, sagt Josef Marketz über sich. In den vergangenen Tagen sei das aber anders gewesen. Wen wundert’s? Heute wird der 64jährige Kärntner Slowene im Dom zu Klagenfurt zum Bischof der Kärntner Kirche geweiht. Sein Vater (93), seine zwei Schwestern mit Familie sitzen dann in den vordersten Bankreihen. Dabei hatte Marketz als Kind, auf einem Bauernhof in St. Philippen ob Sonnegg/sˇt. Lipˇs (Gemeinde Sittersdorf) zweisprachig aufgewachsen, andere Berufswünsche: Lastwagenfahrer wollte der lange sehr kleinwüchsige zarte Bub werden. Oder Diplomat. Sein Elternhaus und besonders seine Oma hätten ihn geprägt, sagt er. Die Oma war eine sehr starke,
gläubige
Frau, Analphabetin, konnte nur Slowenisch. Sie war sehr vertrauensvoll, weil sie gespürt hat, dass Gott mit ihr ist.“
Eine andere starke Frau, Mutter Teresa, war ausschlaggebend dafür, dass Marketz Priester wurde bzw. nach Phasen des Zweifelns wieder ins Priesterseminar in Salzburg eintrat. „Manchmal reicht es, wenn jemand nur eine wichtige Frage stellt“, meint der Literaturbegeisterte (vor allem jüdische und russische Autoren). Bei seinem damaligen Aufenthalt in Indien, als er Armut so unmittelbar erlebte, hinterfragte Mutter Teresa: „Warum gehst du so ziellos durchs Land und bleibst nicht irgendwo stehen, um den vielen Notleidenden zu helfen?“Marketz wurde 1982 zum Priester geweiht. Davor verbrachte er sein Diakonatsjahr in Ecuador. Seither hat er nicht aufgehört zu reisen, war auf allen Kontinenten unterwegs, „um toleranter zu werden“.
Der Blick auf jene in
Armut ist geblieben.
Jenen, die am
Rande der Gesellschaft sind, ein würdiges
Leben zu ermöglichen, das sei eines seiner Ideale. Es passte perfekt zu seiner Funktion als Kärntner Caritas-direktor. Sein Amtsvorgänger, Alois Schwarz, jetzt Bischof in St. Pölten, hatte ihn 2014 dazu bestellt. Dass sich Marketz mit dem Hochkochen der Vorwürfe zu Amts- und Lebensführung in der Kärnten-zeit von Schwarz nie äußerte, sahen manche vor dem Hintergrund dieser Bestellung. Marketz argumentiert anders: Er sei zu sehr mit der Leitung des Großbetriebes Caritas
Als Kind wollte Josef Marketz Lastwagenfahrer werden, oder Diplomat. Heute wird der bisherige Caritasdirektor, der die Liebe in den Mittelpunkt
stellt, zum 66. Kärntner Bischof
geweiht.